9/03/2014

Heute wie damals – märchenhaft

Das eine vergilbt und abgeliebt – das andere schlohweiß und nagelneu. So liegen diese beiden Ausgaben des Märchenklassikers Aschenputtel vor uns – zwischen ihrem Erscheinen liegen fast 50 Jahre.

Aschenputtel von den Brüdern Grimm und illustriert von Erika Klein wieder aufgelegt bei BELTZ – Der KinderbuchVerlag. (Erstmals erschienen 1963 beim damaligen Kinderbuchverlag Berlin)

SONY DSCDas eine lag einst auf dem Geburtstagstisch meiner Mutter – zu ihrem vierten Geburtstag. Ich glaube sie hat es als Kind immer sehr gemocht – ein Lieblingsbuch könnte man sagen. Seitdem begleitet es die kleinen LeseEntdecker und Märchenfreunde meiner Familie – auch ich habe es inniglich geliebt. Gerade ist es im Bücherregal meines vierjährigen Sohnes zu finden.

Das andere ist erst vor einem Jahr erschienen und riecht noch ganz neu. Vor ein paar Tagen habe ich es aus dem Kartonumschlag herausgefischt, der mich vom Verlag erreicht hat. Ein schönes Gefühl war das – ein Stück meiner Kindheit so ganz in neuem Glanz in den Händen zu halten. Auch wenn die Kombination der vertrauten Bilder mit dem typischen Geruch neuer Bücher doch erst einmal gewöhnungsbedürftig war. Habe ich beim Anschauen meines Aschenputtels sonst doch eher diesen grasigen und modrigen Geruch von alten Büchern in der Nase.

SONY DSCAber sonst unterscheiden sich die beiden Ausgaben nicht wirklich. Die Seiten sind – abgesehen vom Papier und der Aktualisierung in Sachen Rechtschreibung – identisch. Besonders gefreut hat mich, dass man die Größe und Farbgebung der wunderbaren Illustrationen so beibehalten hat. Für mich sind sie das Herzstück des Buches – bis heute sehe ich immer nur Kleins Version des Aschenputtels vor mir, wenn ich die Geschichte erzähle oder lese.

SONY DSCDieses zauberhafte Bilderbuch vom armen Aschenputtel ist eines von mittlerweile vielen Kinderbüchern aus der DDR, die man wieder neu aufgelegt hat. Die Titel erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – nicht nur im Osten Deutschlands. So gehören die bekanntesten DDR-Kinderbuchklassiker wie beispielsweise Alfons Zitterbacke, Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt, Das Wolkenschaf oder Hirsch Heinrich zum Standardangebot vieler Kinderbuchhandlungen oder -abteilungen. Mit etwas Glück entdeckt man beim Stöbern aber sicher auch die etwas unbekannteren Schätze, wie mein Aschenputtel. Und das ist natürlich ganz im Sinne der LeseEntdecker – Bücherschätze egal aus welcher Zeit und aus welchem Land nicht zu vergessen, sondern zu bewahren.

Die neue Ausgabe wandert nun in den EntdeckerKoffer. Das abgeliebte Exemplar kommt zurück in das Regal meines Sohnes. Auch wenn es eigentlich schon fast auseinanderfällt, mag er dieses dann doch lieber. Schließlich ist es das, was Mama schon angeschaut hat, als sie noch ein Kind war. Und die Vorstellung von Mama und Papa als sie noch klein waren, übt auf Kinder immer wieder große Faszination aus. Sie lieben es, wenn sie aus dieser Zeit erzählt bekommen – können gar nicht genug darüber erfahren und fragen immer wieder nach.

Deswegen kommt dazu heute auch unser EntdeckerTipp: Mit den kleinen LeseEntdeckern die Kinderbuchschätze aus der eigenen Kindheit herausholen – vorlesen und Geschichten dazu erzählen. Vielleicht gibt es sogar einen Boden bei Oma und Opa, den man gemeinsam erobern kann, um die Kisten zu öffnen, in denen all die Erinnerungen aus Kindertagen gut verwahrt sind.

14/01/2014

Ein Apfelbaum im Winter

Ein Apfelbaum im Winter ist für gewöhnlich recht kahl und trist. Keine Blüten-, Blätter- oder Apfelpracht, die es zu bestaunen gibt. Bei klirrender Kälte und Schneefall könnte man vielleicht sagen, er sieht so hübsch gezuckert aus. Doch die meiste Zeit des Winters geht man wohl achtlos an ihm vorbei und der Apfelbaum steht wie er steht und wartet auf den Frühling. Kennt man jedoch die Geschichte über den Apfelbaum von der großartigen Mira Lobe, kann es sein, dass man ihn im Winter mit ganz anderen Augen betrachtet.

Der Apfelbaum von Mira Lobe und gezeichnet von Angelika Kaufmann erschienen im G&G Verlag.

SONY DSCDie Geschichte beginnt im Frühling, wo die Knospen der Obstbäume sprießen und der Garten bald einem Blütenmeer gleicht. Es ist ein Obstgarten, um den es hier geht – zu ihm gehören ein Birnbaum, ein Zwetschkenbaum, ein Kirschbaum und ein Apfelbaum. Recht bald gesellen sich diesen Bäumen auch verschiedene Tiere hinzu – Schmetterlinge, Vögel, der Maulwurf und ein Siebenschläferpaar. Alle sind sie auf Wohnungssuche und wollen eine Familie gründen – schließlich ist Frühling. Doch so einfach, wie das klingt, ist es nicht – nicht einmal in diesem idyllischen Obstgarten. Birn-, Zwetschken- und Kirschbaum weigern sich vehement auch nur einen von ihnen bei sich aufzunehmen – zu laut, zu wild und zu unordentlich würde es dann bei ihnen hergehen, behaupten sie.

Der einzige Baum, der ihnen allen einen Unterschlupf bereitstellt, ist der alte Apfelbaum. Alle ziehen sie bei ihm ein – die Rotkehlchen, die Stieglitze und die Kohlmeisen, der Maulwurf, die Siebenschläfer und die Stare. Und mit ihnen geht es von Tag zu Tag tatsächlich lauter, wilder und unordentlicher her in und um den alten Apfelbaum. Damit hatten die anderen Bäume also Recht. Doch der Apfelbaum stört sich nicht daran – nur ab und zu muss er mal einen Streit schlichten oder eine Lösung für die unterschiedlichen Bedürfnisse seiner Bewohner finden. Aber im Grunde bleibt er das ganze Jahr über vergnügt und erfreut sich an dem Leben, das um ihn herum passiert.

SONY DSCDer Apfelbaum hat erkannt, wie wertvoll das Zusammenleben ist. Er hat zwar das ganze Jahr über keine Ruhe weder seine Ordnung, aber er ist nicht allein. Selbst im Winter nicht, als sich einige der Vögel in den Süden verabschiedet haben, die Siebenschläfer ihren Winterschlaf halten und der Maulwurf sich tief in die Erde gegraben hat. Die anderen Bäume frieren und sind einsam. Nichts ist ihnen geblieben – kahl und trist stehen sie wie sie stehen und warten auf den Frühling. Der Apfelbaum aber macht sich schöne Gedanken und wird von innen gewärmt, denn da schläft die Siebenschläferfamilie.

SONY DSCDieses wunderbare Jahreszeitenbuch ist in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Es erklärt den kleinen LeseEntdeckern nicht nur den Lauf des Jahres mit all seinen Veränderungen und Naturschauspielen, sondern zeigt auch auf, wie wichtig Offenheit und Hilfsbereitschaft sind und dass man ganz oft etwas zurückbekommt, wenn man von Herzen gibt.

Das Plädoyer für mehr Verständnis und Toleranz gegenüber den Kindern, das Mira Lobe in ihrer Geschichte mit eingebaut hat, gefällt uns besonders gut. Ja Kinder sind laut, wild und mit ihnen ist so vieles nicht planbar – aber sie sind ganz wunderbar.

EntdeckerTipp: Nehmt dieses Buch ganz oft im Jahr zur Hand und schaut, wie es dem Apfelbaum in der betreffenden Jahreszeit gerade so geht. Es eignet sich besonders gut, um die Kleinen zu den Jahreszeiten malen zu lassen. Am Ende des Jahres entsteht so vielleicht eine kleine Apfelbaumausstellung.

20/12/2013

Köfferchen #20

Adventskalender#20Schon seit unserer ersten VorleseReise zum Vorlesetag ist dieses besondere Bilderbuch in unserem EntdeckerKoffer. Jetzt endlich kommen wir dazu es auch vorzustellen – heute im 20. Köfferchen des LeseEntdecker Adventskalenders.

Es erzählt von einem Teekränzchen, das  von der kleinen Sophie und ihrer Mama gehalten wird, bis plötzlich eine hungrige Raubkatze zu Besuch kommt. Klingt außergewöhnlich? Ist es auch…

Ein Tiger kommt zum Tee von Judith Kerr erschienen bei Knesebeck.

SONY DSCGlücklicherweise ist die Raubkatze eine freundliche Raubkatze – ein freundlicher Tiger um genauer zu sagen. Und dem kann man so einfach keinen Wunsch abschlagen. Also kommt es wie es kommen muss. Sophies Mama bittet ihn herein und bewirtet ihn im großen Stil. Erst frisst und trinkt er alles auf, was auf dem Kaffeetisch steht. Weil er immer noch so hungrig ist, plündert er auch noch die Küche. Sogar das vorgekochtem Essen für Papa und der Vorratsschrank sind nicht vor ihm sicher. Als dann im Haushalt wirklich nichts Ess- oder Trinkbares mehr zu finden ist, verabschiedet sich der Tiger und bedankt sich bei Sophie und ihrer Mama für das nette Teetrinken.

tiger_frei_800Herrlich skurril kommt dieser Klassiker daher – erstmals erschienen 1968 und nun in dieser schönen Ausgabe wieder neu aufgelegt, macht er den kleinen LeseEntdeckern beim Zuhören und Anschauen sehr viel Spaß. Dass der gefräßige Tiger der kleinen Sophie mit seinem Besuch am Ende zu einem Eis zum Abendbrot verhilft, ist dann natürlich noch einmal besonders der Clou.

15/12/2013

Köfferchen #15

Adventskalender#15Im Köfferchen mit der Nummer 15 gibt es heute einen DDR-Weihnachtsklassiker, der erstmals 1960 erschienen ist, sich aber nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

Hirsch Heinrich von Fred Rodrian, illustriert von Werner Klemke und erschienen bei BELTZ – Der Kinderbuchverlag.

SONY DSCEs ist die Geschichte eines jungen Hirsches, der aus seinem heimatlichen Wald weit weg in einen Zoo hier zu uns gebracht wird. Erst einmal beginnt es also etwas traurig, denn verständlicherweise ist das für ihn alles andere als leicht. Doch die vielen Kinder, die ihn im Zoo besuchen, helfen ihm dabei sein Heimweh zu vergessen.

Als jedoch zur Weihnachtszeit immer weniger Kinder zu Besuch kommen, wird Heinrich wieder sehr traurig. Als am Weihnachtsabend schließlich niemand mehr den Weg zu ihm findet, beschließt er den Zoo zu verlassen und sich auf den Weg in seine Heimat zu machen. Schnell merkt er aber, dass er viel zu weit von Zuhause entfernt ist und er hat Hunger – armer Hirsch Heinrich. Doch zum Glück sind da auf einmal wieder die Kinder. Sie haben doch nicht nur an ihre Weihnachtsgeschenke gedacht und bringen den Tieren im Wald einen Futterbaum. Sie erinnern ihn mit ihrem Lachen und ihren Liedern daran, dass er nun ein neues Zuhause hat. Schnell macht er sich auf den Weg zurück zum Zoo…wo er auch schon sehnsüchtig erwartet wird.

Allen großen und kleinen LeseEntdeckern viel Freude beim Vorlesen, Zuhören, Erinnern und Entdecken. Einen schönen dritten Advent!

11/12/2013

Köfferchen #11

Adventskalender#11Unser AdventsKöfferchen mit der Nummer 11 möchten wir heute einem wirklichen Klassiker unter den Weihnachtsbüchern widmen. Jedes Jahr sind wir aufs Neue von den Worten berührt, mit denen Astrid Lindgren diese Geschichte erzählt hat. So einfach und klar und dennoch so besonders. Wir finden die schönste Nacherzählung der Weihnachtsgeschichte.

Dann senkte sich die Nacht still über den Stall und über alle, die darin waren.
Als die Nacht aber am dunkelsten war, da erklang in der Stille der erste Schrei eines neugeborenen Kindes.
Und zur selben Stunde flammten am Himmel alle Sterne auf. Ein Stern war größer und heller als die übrigen.
Genau über dem Stall stand er und leuchtete mit klarem Schein.
(Astrid Lindgren: Weihnachten im Stall erschienen im Friedrich Oetinger Verlag)

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1/11/2013

Bilderbuchklassiker trifft Puppentheater

Schon am Eingang des Rundkinos sieht man das Blaulicht immer wieder aufflackern. Für die Kinder gibt es kein Halten mehr. Mit leuchtenden Augen und roten Wangen laufen sie den Blinklichtern entgegen und können es kaum erwarten, dass die Türen zum Saal geöffnet werden.

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Wir sind gekommen, um uns den DDR-Bilderbuchklassiker Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt als Inszenierung für das Puppentheater am theater junge generation Dresden anzuschauen. Die Vorstellung ist komplett ausverkauft. Überall auf den Reihen sitzen nun kleine Feuerwehrmänner und -frauen und bestaunen das tolle Bühnenbild. Manche von ihnen sind bestückt mit Feuerwehrhelmen oder gleich ganz im Feuerwehrkostüm gekommen. Und ab und zu, wenn man in diesem vorfreudigen Getümmel genauer hinschaut, sieht man auch das ein oder andere Kind, das noch kurz im mitgebrachten Bilderbuch herumblättert. Gleich geht es los und die Helden daraus werden die Bühne betreten.

Vorallem Klassiker der Kinderliteratur werden immer wieder gern als Vorlage für Inszenierungen am Puppentheater genommen. Meistens werden dabei bestimmte Inhalte neu erfunden oder etwas anders erzählt und aktuelle Bezüge mit eingebaut. Man ermöglicht dem (kleinen) Publikum somit einen neuen, überraschenden Blick auf die Geschichte und die Figuren. Und weil dieser Effekt so wunderbar zu unserem Anliegen – Literatur und Lesen erlebbar machen – passt, möchten wir heute nun dieses besonders gelungene Stück samt seiner Bilderbuchvorlage von Hannes Hüttner vorstellen.

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Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt von Hannes Hüttner und illustriert von Gerhard Lahr erschienen bei Beltz Der KinderbuchVerlag

Es ist die Geschichte der siebenköpfigen Feuerwehrmannschaft unter Leitung von Löschmeister Wasserhose, die zwischen verschiedenen Einsätzen immer wieder Anlauf nimmt, um gemeinsam Kaffeepause zu machen. Nur will das einfach nicht so recht klappen. Immer wieder klingelt das Feuerwehrtelefon und ruft sie zu einem neuen Einsatz. Vom Wohnungsbrand bei Oma Eierschecke geht es zum Unfall von Emil Zahnlücke auf dem zugefrorenen See – und von da schließlich weiter zu einer umgefallenen Linde im Stadtzoo. Die Feuerwehrleute haben jede Menge zu tun und da muss der frisch aufgebrühte Kaffee halt warten. Er wird wohl oder übel kalt und zum Essen kommen die Feuerwehrleute auch nicht. Alle außer einem – der kleine Meier. Denn der findet im größten Einsatzstress noch Zeit für eine Stulle oder ein Stück Kuchen – schließlich hat er immer Hunger und muss bei Kräften bleiben.

Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt ist spannend, lehrreich und lustig zugleich. Vorallem Jungs werden daran ihre große Freude haben. So sind es doch meistens sie, die von all den verschiedenen Fahrzeugen samt Ausrüstung und technischen Raffinessen so begeistert sind. Die Feuerwehrmänner sind ihre Helden und eine Geschichte über sie motiviert auch diejenigen, die sonst eher selten ein Buch in die Hand nehmen. Aber natürlich ist es ebenso ein tolles Buch für kleine Feuerwehrfrauen – das steht außer Frage. Schließlich gibt es ja auch Juanita.

Juanita durften wir bei unserem Besuch im Puppentheater kennenlernen. Sie ist Feuerwehrfrau und verstärkt da tatkräftig die Mannschaft von Löschmeister Wasserhose. Weibliche Unterstützung sozusagen – eine gute Idee finden die Kinder und geben Applaus, als sie im Begrüßungslied vorgestellt wird.

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Ja und da haben wir sie schon – die erste große Überraschung, die sich die Macher des Puppentheaterstückes einfallen lassen haben. Die Feuerwehrcrew besteht hier aus vier Feuerwehrmännern und einer Feuerwehrfrau.

Und auch diese Crew versammelt sich immer wieder am großen Holztisch , um gemeinsam den wohlverdienten heißen Kaffee zu genießen. Der Tisch wird gedeckt, der Kaffee eingeschenkt, Becher und Stullen werden gezählt und man wünscht sich einen guten Appetit. Und dann…ja dann klingelt das Handy von Löschmeister Wasserhose, das er natürlich immer am Mann direkt vorn in seiner Feuerwehrhose dabei hat.

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Auch hier folgt ein Einsatz dem Nächsten und mit ihnen auch eine Überraschung der Nächsten. Da werden zum Beispiel auf der Bühne kleine Extra-Bühnen geschaffen, die das Publikum zum Staunen bringt. Ein Spindfach der Feuerwehrgarderobe dient einfach mal so als brennende Wohnung der armen Oma Eierschecke, aus der es kräftig qualmt. Schnell ist die Feuerwehrtruppe vor Ort und es heißt: Wasser marsch! Und wer an dieser Stelle einen gewöhnlichen Wasserschlauch erwartet, ist weit gefehlt..

Viel Überraschendes hält dieses Stück auch sonst noch für die kleinen und großen Gäste bereit. Mit sehr viel Liebe zum Detail werden Hüttners Bilder hier auf neue Art und Weise zum Leben erweckt. Und man verlässt die Vorstellung mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ein großes Erlebnis diese kleine Bühne finden wir.