01/14/14

Ein Apfelbaum im Winter

Ein Apfelbaum im Winter ist für gewöhnlich recht kahl und trist. Keine Blüten-, Blätter- oder Apfelpracht, die es zu bestaunen gibt. Bei klirrender Kälte und Schneefall könnte man vielleicht sagen, er sieht so hübsch gezuckert aus. Doch die meiste Zeit des Winters geht man wohl achtlos an ihm vorbei und der Apfelbaum steht wie er steht und wartet auf den Frühling. Kennt man jedoch die Geschichte über den Apfelbaum von der großartigen Mira Lobe, kann es sein, dass man ihn im Winter mit ganz anderen Augen betrachtet.

Der Apfelbaum von Mira Lobe und gezeichnet von Angelika Kaufmann erschienen im G&G Verlag.

SONY DSCDie Geschichte beginnt im Frühling, wo die Knospen der Obstbäume sprießen und der Garten bald einem Blütenmeer gleicht. Es ist ein Obstgarten, um den es hier geht – zu ihm gehören ein Birnbaum, ein Zwetschkenbaum, ein Kirschbaum und ein Apfelbaum. Recht bald gesellen sich diesen Bäumen auch verschiedene Tiere hinzu – Schmetterlinge, Vögel, der Maulwurf und ein Siebenschläferpaar. Alle sind sie auf Wohnungssuche und wollen eine Familie gründen – schließlich ist Frühling. Doch so einfach, wie das klingt, ist es nicht – nicht einmal in diesem idyllischen Obstgarten. Birn-, Zwetschken- und Kirschbaum weigern sich vehement auch nur einen von ihnen bei sich aufzunehmen – zu laut, zu wild und zu unordentlich würde es dann bei ihnen hergehen, behaupten sie.

Der einzige Baum, der ihnen allen einen Unterschlupf bereitstellt, ist der alte Apfelbaum. Alle ziehen sie bei ihm ein – die Rotkehlchen, die Stieglitze und die Kohlmeisen, der Maulwurf, die Siebenschläfer und die Stare. Und mit ihnen geht es von Tag zu Tag tatsächlich lauter, wilder und unordentlicher her in und um den alten Apfelbaum. Damit hatten die anderen Bäume also Recht. Doch der Apfelbaum stört sich nicht daran – nur ab und zu muss er mal einen Streit schlichten oder eine Lösung für die unterschiedlichen Bedürfnisse seiner Bewohner finden. Aber im Grunde bleibt er das ganze Jahr über vergnügt und erfreut sich an dem Leben, das um ihn herum passiert.

SONY DSCDer Apfelbaum hat erkannt, wie wertvoll das Zusammenleben ist. Er hat zwar das ganze Jahr über keine Ruhe weder seine Ordnung, aber er ist nicht allein. Selbst im Winter nicht, als sich einige der Vögel in den Süden verabschiedet haben, die Siebenschläfer ihren Winterschlaf halten und der Maulwurf sich tief in die Erde gegraben hat. Die anderen Bäume frieren und sind einsam. Nichts ist ihnen geblieben – kahl und trist stehen sie wie sie stehen und warten auf den Frühling. Der Apfelbaum aber macht sich schöne Gedanken und wird von innen gewärmt, denn da schläft die Siebenschläferfamilie.

SONY DSCDieses wunderbare Jahreszeitenbuch ist in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Es erklärt den kleinen LeseEntdeckern nicht nur den Lauf des Jahres mit all seinen Veränderungen und Naturschauspielen, sondern zeigt auch auf, wie wichtig Offenheit und Hilfsbereitschaft sind und dass man ganz oft etwas zurückbekommt, wenn man von Herzen gibt.

Das Plädoyer für mehr Verständnis und Toleranz gegenüber den Kindern, das Mira Lobe in ihrer Geschichte mit eingebaut hat, gefällt uns besonders gut. Ja Kinder sind laut, wild und mit ihnen ist so vieles nicht planbar – aber sie sind ganz wunderbar.

EntdeckerTipp: Nehmt dieses Buch ganz oft im Jahr zur Hand und schaut, wie es dem Apfelbaum in der betreffenden Jahreszeit gerade so geht. Es eignet sich besonders gut, um die Kleinen zu den Jahreszeiten malen zu lassen. Am Ende des Jahres entsteht so vielleicht eine kleine Apfelbaumausstellung.

01/9/14

Fünf Freunde auf Expedition

Gern möchten wir das neue Jahr nun auch mit unserer ersten BuchEntdeckung begrüßen. Es handelt sich um ein Bilderbuch, indem es um Freundschaft, Toleranz und das Glück von Zusammenhalt geht – wir finden alles ganz wunderbare Stichwörter für einen guten Start in das LeseEntdeckerJahr, das vor uns liegt.

Nur wir alle von Lorenz Pauli und illustriert von Kathrin Schärer erschienen bei Atlantis.

alleEs erzählt die Geschichte von fünf tierischen Freunden, die sich nach und nach kennenlernen und gemeinsam Zeit verbringen – sehr bewegte Zeit könnte man sagen. Denn jedes Tier, das hinzukommt, bringt seine eigenen Vorstellungen und Ideen mit, wie man doch am besten diese gemeinsame Zeit gestalten könnte. Wer jetzt denkt: “Das kann doch nicht gut gehen!”, liegt falsch – die Fünf beweisen, dass man mit Toleranz und Kompromissbereitschaft jederzeit ein gemeinsames Ziel erreichen kann, auch wenn man verschieden ist.

Die erste Begegnung im Buch ist die des Hirsches mit der Maus, die am Bach immer wieder über einen Ast balanciert und diverse Geschicklichkeitsübungen durchführt. Zeichnerisch ist dieser Auftakt durch die Darstellung der verschiedenen Sequenzen in einem Bild sehr schön gelöst – man meint fast die Maus hin und her rennen zu sehen.

alle2Da der Hirsch sich der Maus gern anschließen möchte, aber viel zu groß für den kleinen Ast ist, wird aus der Balancierübung im Handumdrehen die Trockene-Füße-behalten-Übung. Die Maus balanciert und der Hirsch springt über den Bach. So geht das hin und her, bis auf einmal der Fisch aus dem Wasser schaut und auch mitmachen möchte.

Doch was passiert mit einer solchen Übung, wenn sich jemand dazugesellt, der gar keine Füße hat und unter keinen Umständen zu lange auf dem Trockenen sein sollte? Dann beschließt man – dem neuen Gefährten zuliebe – zusammen auf eine Expedition zu gehen. Nicht über den Bach, sondern den Bach entlang, um herauszufinden, wohin er fließt. Der Fisch also schwimmender Weise im Wasser, der Hirsch zu Fuß am Ufer und die Maus nach wie vor im Trainingsmodus im Geweih des Hirsches.

alle3Die Expedition führt das Trio erst zu einer furchtbar bestimmerischen Elster, die überhaupt nicht kompromissbereit ist und deswegen auch nicht weiter mitkommen kann. Der vierte Freund im Bunde ist dann das Erdmännchen, das die drei Expeditionsteilnehmer vor dem Bären warnen und die Route deswegen vom Bach weg lenken möchte. Die Tatsache, dass der Fisch aber Wasser zum Leben braucht, macht die Umsetzung dieses Vorschlags eher schwierig. Aber die Freunde finden einen Weg, den sie alle gemeinsam einschlagen können. Die Expedition führt nun nicht mehr zum Ende des Baches, sondern weg vom Bären. Glücklicherweise lässt sich dieser aber nicht so leicht abschüttelt und ist am Ende der Geschichte nicht die große Gefahr, sondern Lebensretter für den Fisch und somit der fünfte Freund. Und natürlich bringt auch er wieder eine neue Idee mit, die es gilt sofort auszuprobieren. Vielleicht hat dabei sogar die Elster noch eine Chance…

Pauli und Schärer verstehen es sehr authentische Charaktere zu schaffen – die flippige Maus, der gutmütige Hirsch, der sensible Fisch, die bestimmerische Elster, das aufgekratzte Erdmännchen und der gemütliche Bär. Anschauen, Vorlesen und Zuhören – alles macht dadurch unheimlich viel Spaß. Fast nebenbei bekommen die Kinder aber auch ein Gefühl dafür, was es heißt zusammen zu halten und wie schnell Vorurteile entstehen können. Eine Geschichte, die wie dafür gemacht ist, sie nachzuspielen – unser EntdeckerTipp zu diesem Buch.

Ebenso von Pauli und Schärer und bereits im EntdeckerKoffer: Wie weihnachtelt man?

12/23/13

Köfferchen #23

Adventskalender#23Und noch ein winterliches Bilderbuch hatten wir uns aufgehoben, um es euch vorzustellen, wenn es draußen so richtig schön weiß ist. Doch können wir auf den Schnee nun nicht mehr länger warten und stellen euch dieses tolle Foto-Bilderbuch deswegen heute im Köfferchen Nummer 23 vor.

Das Geheimnis im Winterwald von Carl R. Sams II und Jean Stoick erschienen bei KeRLE.

71215_Ueberzug_180213.inddSchon so einige Bücher, bei denen es um das Weihnachtsfest der Tiere im Wald geht, haben wir hier vorgestellt. Und auch bei diesem kleinen quadratischen Büchlein geht es wieder um die Waldbewohner im Winter. Diesmal erwarten uns die Tiere aber nicht in gezeichneter Form, sondern als wunderbare Naturfotografien. In Verbindung mit der bezaubernden, verspielten Typografie ein wahrer Augenschamaus für Groß und Klein. Mal eine ganz andere Art und Weise der Geschichte anhand von Fotos zu folgen – sicher auch der Grund, warum Das Geheimnis im Winterwald mehrfach ausgezeichnet ist.

Von der Handlung her erleben wir hier das vorsichtige Herantasten der Tiere an einen uns vertrauten – für sie aber ganz fremden Gesellen, der ihnen ihre Weihnachtsgeschenke bringt. Eine schöne Idee und mal eine Alternative zum geschmückten Futterbaum im Wald. Das ruft doch danach es auszuprobieren.

12/21/13

Köfferchen #21

Adventskalender#21Mit unserem 21. Köfferchen wird es heute ein wenig winterlich. Denn wir dachten, wenn uns der erste Schnee dieses Jahr schon so lange warten lässt, lassen wir es hier bei den LeseEntdeckern wenigstens etwas schneien.

Es schneit! von Komako Sakai erschienen bei BELTZ & Gelberg.

9783407761286Es ist ein kleines dünnes Büchlein, was da vor uns liegt. Auf dem Cover abgebildet ist der kleine Hasenjunge, um den es in der Geschichte geht. Er schaut zum Fenster heraus und beobachtet, wie es schneit. Kennt man die Geschichte noch nicht, wirkt diese Bildszene vielleicht etwas traurig. Hat man das Büchlein aber zum ersten Mal durchgeblättert und sich mit der atmosphärischen Illustrationsweise von Komako Sakai vertraut gemacht, sieht man auf dem Cover nur noch das unbändige Staunen und die große Freude, die der kleine Hase beim Betrachten des ersten Schnees empfindet. Und genau darum geht es in diesem Buch – die kindliche Freude über den magischen Moment, wenn es im Winter das erste Mal schneit.

Aber als Mama beim Geschirr spülen war, schlich ich heimlich auf den Balkon und machte schnell einen Schneeball.
(Komako Sakai: Es schneit! erschienen bei BELTZ & Gelberg)

Hoffen wir mal das uns dieser magische Moment auch bald erreicht – bis dahin nehmen wir dieses kleine Bilderbuch einfach einmal mehr in die Hand und stellen uns vor, wie die Schneeflocken vor unserem Fenster wirbeln.

12/20/13

Köfferchen #20

Adventskalender#20Schon seit unserer ersten VorleseReise zum Vorlesetag ist dieses besondere Bilderbuch in unserem EntdeckerKoffer. Jetzt endlich kommen wir dazu es auch vorzustellen – heute im 20. Köfferchen des LeseEntdecker Adventskalenders.

Es erzählt von einem Teekränzchen, das  von der kleinen Sophie und ihrer Mama gehalten wird, bis plötzlich eine hungrige Raubkatze zu Besuch kommt. Klingt außergewöhnlich? Ist es auch…

Ein Tiger kommt zum Tee von Judith Kerr erschienen bei Knesebeck.

SONY DSCGlücklicherweise ist die Raubkatze eine freundliche Raubkatze – ein freundlicher Tiger um genauer zu sagen. Und dem kann man so einfach keinen Wunsch abschlagen. Also kommt es wie es kommen muss. Sophies Mama bittet ihn herein und bewirtet ihn im großen Stil. Erst frisst und trinkt er alles auf, was auf dem Kaffeetisch steht. Weil er immer noch so hungrig ist, plündert er auch noch die Küche. Sogar das vorgekochtem Essen für Papa und der Vorratsschrank sind nicht vor ihm sicher. Als dann im Haushalt wirklich nichts Ess- oder Trinkbares mehr zu finden ist, verabschiedet sich der Tiger und bedankt sich bei Sophie und ihrer Mama für das nette Teetrinken.

tiger_frei_800Herrlich skurril kommt dieser Klassiker daher – erstmals erschienen 1968 und nun in dieser schönen Ausgabe wieder neu aufgelegt, macht er den kleinen LeseEntdeckern beim Zuhören und Anschauen sehr viel Spaß. Dass der gefräßige Tiger der kleinen Sophie mit seinem Besuch am Ende zu einem Eis zum Abendbrot verhilft, ist dann natürlich noch einmal besonders der Clou.

12/16/13

Köfferchen #16

Adventskalender#16Köfferchen #16 kommt heute gleich mit einer ganzen Bilderbuchreihe daher. Eine Reihe, die uns sehr am Herzen liegt und die eigentlich schon längst hätte ihren Platz in unserem EntdeckerKoffer finden müssen. Wir holen es also ganz schnell nach und stellen euch an dieser Stelle die wunderbaren Jahreszeitenbücher von Eva-Maria Ott-Heidmann vor.

Frühling/Sommer/Herbst/Winter von Eva-Maria Ott-Heidmann erschienen im Urachhaus Verlag

ReiheDurch ihre einfachen Illustrationen und die dicken Pappseiten sind diese Bilderbücher schon etwas für die Allerkleinsten. Aber eben nicht nur – sie begleiten die kleinen LeseEntdecker bis in die Schule, denn sie führen durch die stimmungsvollen Illustrationen auf eine ganz besondere Art und Weise durch das Jahr. Mit jedem Alter werden die Bilder von den Kindern neu betrachtet – Dinge, die im Jahr zuvor noch gar nicht bemerkt wurden, stehen auf einmal im Vordergrund.

Vor allem ist das dann der Fall, wenn man die Bücher bewusst mit in das Familienjahr integriert. Sie beispielsweise auf dem Jahreszeitentisch Teil eines Rituales werden lässt. Die Kinder freuen sich mit jedem Jahreszeitenwechsel darüber die Bücher auszutauschen und ihnen die passenden Fundstücke aus Natur und Garten, Jahreszeitenpüppchen oder Tiere zuzuordnen.

Gerade zum Beispiel so:SONY DSCUnd im Herbst vielleicht eher so:

SONY DSCDer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt und Inspiration kann man in den Büchern jede Menge finden – mal wieder ein EntdeckerTipp.