09/30/19

Vom Ankommen und Bleiben – Die Geschwister Zaeri-Esfahani erzählen

Im Sommer ist es hier auf der Seite etwas ruhiger gewesen. Das Schreiben, Erzählen und Empfehlen war auf Reisen und so oft auch unter freiem Himmel an anderer Stelle und in wesentlich kürzer Form einfach besser möglich.

Nun habe ich allerdings schon auf die Gelegenheit gewartet, um dieses – mittlerweile bereits sechs Jahre existierende – virtuelle Sammelsurium an LeseEntdeckungen endlich wieder mit neuen Inhalten füllen zu können. Denn das ausführliche Schreiben bzw. Rezensieren liegt mir dann doch sehr am Herzen.

Bei einer Gelegenheit sollte es allerdings nicht bleiben, auch nicht nur bei einem Anlass oder Aufhänger. Nein, ein Erzählabend der besonderen Art soll nun der Grund für die folgenden, ausführlichen Zeilen sein. Ein Erzählabend der Geschwister Zaeri-Esfahani, der so wunderbar zum Motto der LeseEntdecker, nämlich Geschichten und Literatur erlebbar machen, passt und deswegen auch unter keinen Umständen hier fehlen darf. Genauso wenig wie die beiden Bücher, über die Mehrnousch Zaeri-Esfahani und Mehrdad Zaeri-Esfahani an diesem Abend gesprochen haben.

33 Bogen und ein Teehaus von Mehrnousch Zaeri-Esfahani und illustriert von Mehrdad Zaeri-Esfahani, erschienen im Peter Hammer Verlag.

Das Mondmädchen von Mehrnousch Zaeri-Esfahani und illustriert von Mehrdad Zaeri-Esfahani, erschienen im Knesebeck Verlag.

33 Bogen und ein Teehaus © Peter Hammer Verlag, Illustration: Mehrdad Zaeri-Esfahani
Das Mondmädchen © Knesebeck Verlag, Illustration: Mehrdad Zaeri-Esfahani
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06/28/19

Helle Nächte sind zum Lesen da – Fred bei den Wikingern

Hier haben wir ja schon ein paar Zeilen über die wunderschöne Premiere des ersten gebundenen Titels aus dem Hause ultramar media geschrieben. Ein ausführlicher Bericht und natürlich die Vorstellung des Buches folgt nun jetzt. Nicht zufällig haben wir dafür einen der Tage gewählt, an denen im Norden Europas die Nächte hell bleiben und die Menschen den Sommer feiern – an langen Tafeln, mit Blumen im Haar und Gläsern in der Hand. Denn auch die Buchpremiere samt Vernissage war im Grunde eine Feier, an deren Ende wir durch die noch hellen Straßen von Berlin gelaufen sind – unterm Arm schönste Sommer- und Ferienlektüre für die hellen Nächte und im Herzen Sonnenschein.

Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis von Birge Tetzner, illustriert von Karl Uhlenbrock und erschienen bei ultramar media.

Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis © ultramar media, Illustration: Karl Uhlenbrock
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01/15/19

Biografien für kleine LeseEntdecker – diesmal: Astrid Lindgren

Sich zum ersten Mal in eine Geschichte vertiefen, der Fantasie freien Lauf lassen und sich in die Figuren einfühlen, ist eine ganz und gar großartige Erfahrung eines jeden kleinen LeseEntdeckers. Und egal wann und auf welche Art und Weise das geschieht, so bleibt in jedem Fall das Wissen, dass es möglich ist, zwischen den Welten zu reisen und an Orte zu gelangen, die uns nur über das Lesen und die eigene Fantasie zugänglich sind. Eine weitere wertvolle Erfahrung in diesem Zusammenhang ist das Erleben einer Geschichte, die sich so tatsächlich zugetragen hat. Das Eintauchen in ein Leben, eine Zeit oder ein Ereignis aus der Vergangenheit mit der Vorstellung, dass es sich so oder so ähnlich wirklich zugetragen hat, fasziniert gerade in der Kindheit, wo so vieles noch zwischen Realität und Fiktion hin- und herschwankt, besonders.

Biografien für Kinder lautet da das Stichwort und wir freuen uns sehr, dass so viele Verlage diesem Genre immer mehr Aufmerksamkeit schenken. Wir möchten die ein oder andere Biografie hier vorstellen und beginnen mit einer der schönsten Neuerscheinungen des vergangenen Jahres.

Astrid Lindgren – Ihre fantastische Geschichte von Agnes-Margrethe Bjorvand, übersetzt von Neele Bösche und illustriert von Lisa Aisato, erschienen bei WooW Books.

Astrid Lindgren – Ihre fantastische Geschichte © WooW Books, Illustrationen: Lisa Aisato

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05/21/18

Kaleidoskop im Mai

Etwas anders gefärbt ist unser Kaleidoskop in diesem Monat – aber ebenso voll an Entdeckungen wie bereits im März. Mit dabei zwei spannende Kinderbuchfestivals – beide in der Hauptstadt, das eine ganz neu und das andere fast schon eine Institution. Außerdem eine Reihe an wunderbaren Kinderbüchern, die bald auf der Bühne zu sehen sein werden, die Vorfreude auf ein Großereignis im Juni mit dem passenden Lesestoff für die kleinen LeseEntdecker, ein Ausstellungstipp für alle, die ihren Sommerurlaub dieses Jahr im Süden von Schweden verbringen werden sowie ein Tipp für die wohl größte Kindertagssause des Landes.

Buntes Sammelsurium an Entdeckungen – unser Kaleidoskop im Mai, © Alessandro Paiva

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12/1/17

Rico und Oskar feiern Weihnachten – Im Gespräch mit Andreas Steinhöfel und Felicitas Loewe

Viele flauschige Schneeflocken fallen auf Rico und Oskar, die dick eingepackt und mit Weihnachtseinkäufen beladen nebeneinanderher schlendern. Vor uns liegt das neueste Werk von Andreas Steinhöfel um die beiden besonderen Jungen aus Berlin. Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch heißt es und verspricht feinste Weihnachtsstimmung. Wir hatten das Glück den Autor während seines Besuches in Dresden zu treffen, wo er am tjg. – Theater junge Generation bereits zur Theaterpremiere des Buches zu Gast war. Gemeinsam mit Felicitas Loewe, der Intendantin am tjg. und gleichzeitig Dramaturgin des Romans, stand er uns Rede und Antwort zum neuen Buch und zum Wechselspiel zwischen Literatur und Bühne. Außerdem ging es im Gespräch um die Magie des Schnees, außergewöhnliches Teamwork am Theater und die Bedeutung des Loslassens. Wir freuen uns sehr, hier nun von diesem Gespräch zu berichten und gleichzeitig den Roman sowie die Inszenierung vorzustellen.

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch von Andreas Steinhöfel, erschienen bei Carlsen. Am tjg. Theater der jungen Generation Dresden in einer Fassung von Felicitas Loewe uraufgeführt.

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch © Carlsen Verlag, Illustrationen: Peter Schössow

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06/1/17

Liebe! Niemals Gewalt!

1978 erhielt Astrid Lindgren als erste Kinderbuchautorin den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Damit wurde sie als eine Persönlichkeit geehrt, die “durch ihre literarische Tätigkeit in hervorragendem Maße zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat”. In ihrer im Anschluss gehaltenen Rede stand sie also vor der Aufgabe über Frieden, Menschlichkeit und über die Verständigung der Völker zu sprechen. Und genau das tat sie auch – allerdings auf ihre ganz eigene Art und Weise. Denn über Frieden zu sprechen, bedeutete für sie in erster Linie über die Kinder zu sprechen. Und nicht nur “über” sie, sondern “für” sie. Sie wollte ihnen eine Stimme geben und für sie eintreten.

Ihre damals gewählten Worte sind bis heute von enormer Wichtigkeit für die Rechte unserer Kinder im Speziellen und das gewaltfreie Zusammenleben in der Gesellschaft im Allgemeinen. Bisher konnte man sich ihre Rede nur in Auszügen anschauen oder als Textdatei herunterladen. Seit diesem Jahr allerdings gibt es ein kleines feines Büchlein, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um ihren Appell lebendig zu halten und weiter zu geben.

Obwohl fast vierzig Jahre vergangen sind und sich besonders in der Kindererziehung auch vieles verändert hat, sind Astrid Lindgrens Forderungen besonders heute aktueller denn je. Deswegen ist es uns auch wichtig die Aufmerksamkeit des heutigen Tages zu nutzen und dieses Buch ganz bewusst eben am Internationalen Kindertag in den EntdeckerKoffer einziehen zu lassen.

Niemals Gewalt! von Astrid Lindgren mit einem Vorwort von Dunja Hayali und einem Nachwort von Silke Weitendorf, übersetzt von Anna-Liese Kornitzky, erschienen im Friedrich Oetinger Verlag.

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Niemals Gewalt! © Friedrich Oetinger Verlag

Astrid Lindgren spricht von Frieden als etwas, das es nicht gibt. Und wolle man ihn eines Tages erreichen, so müsse man “von Grund auf neu beginnen – bei den Kindern”, so die Autorin. Und wie dieser Neuanfang auszusehen hat, das wusste sie auch ziemlich genau. Mit Liebe und Geborgenheit, aber niemals mit Gewalt. Nur wenn wir unseren Kindern mit Liebe begegnen, können aus ihnen auch Menschen werden, deren Grundhaltung durch Liebe geprägt ist. Und das wäre – so realistisch war auch sie – zumindest ein Anfang.

Gebt Kindern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe.

 

Ein besonders berührender Teil ihrer Rede ist die kurze Erzählung über eine Mutter, die ihren Sohn mit Stockschlägen bestrafen will, durch seine Reaktion darauf die Situation aber auf einmal durch seine Augen betrachtet und so über sich selbst unendlich erschrickt. Und wie gut, dass Astrid Lindgren diese Erzählung in die sonst doch sehr klaren und direkten Worte eingewoben hat, denn so hat sie ein Bild in den Köpfen der Menschen erschaffen, das ihr Appell allein nicht zustande gebracht hätte. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf einen Kurzfilm aufmerksam machen, der genau diese Geschichte darzustellen versucht und somit Lindgrens Werte und Forderungen weiterträgt – in unsere heutige Gesellschaft, in der Gewalt viele verschiedene Gesichter hat. Ein sehr wichtiger Beitrag.

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Niemals Gewalt! im Kreise diverser Lindgren-Titel © Friedrich Oetinger Verlag

Auch Dunja Hayali geht in ihrem Vorwort auf diese Geschichte ein und erinnert daran, dass Lindgrens Rede einen Meilenstein für die Kinderrechte darstellt. Ihrem Text ist anzumerken, wie sehr sie das Erbe der Autorin wertschätzt und er stellt als Einstieg und Hinführung zu Lindgrens Rede einen sehr authentischen Bezug zu unserer heutigen Zeit her. Abgerundet ist das Büchlein mit dem Nachwort der Verlegerin Silke Weitendorf und gibt all denjenigen, die die Autorin Astrid Lindgren nur von ihren Kinderbüchern her kennen, einen Einblick in ihr Leben und ihr Wesen, was die Rede eindeutig noch besser verständlich macht.

Wir möchten dieses Büchlein an dieser Stelle von ganzem Herzen empfehlen, denn wir sind überzeugt davon, dass Astrid Lindgren vor 39 Jahren einen Weg aufgezeigt hat, der tatsächlich zu mehr Frieden und Nächstenliebe in unserer Welt führen könnte. Umso mehr Menschen sich diesen zu Herzen nehmen und den Kindern eine Kindheit in Liebe und Geborgenheit schenken, umso näher kommen wir dem Traum vom Frieden. Und auch wenn uns vieles gerade glauben lässt, dass wir davon sehr weit entfernt sind, so müssen wir dennoch daran festhalten. Astrid Lindgren hat das ein Leben lang getan und stets an das Gute geglaubt. Wie schön ist es da, dass der Verlag für den Umschlag des Buches die Farbe Grün gewählt hat – die Farbe der Hoffnung.