Es gibt Orte, die tragen so viel Atmosphäre und Wert in sich, dass sie uns nie einfach so wieder gehen lassen. Sie bleiben in gewisser Weise immer präsent und beschenken uns mit einem einzigartigen, speziell an diesen Ort geknüpften, Gefühl.
Nachdem ich im vergangenen Jahr mit dem Sommerhaus einen solchen Ort gefunden hatte, habe ich mich in diesem Sommer erneut auf die Reise gemacht – hin zu einem Ort mit Seele und Vergangenheit. Einen Ort, den ich gedanklich schon unzählige Male aus der Ferne besucht habe – die Internationale Jugendbibliothek, nicht einfach nur eine Bibliothek – ein Bücherschloss. Hier möchte ich nun von diesem Besuch erzählen.
Als ich mich bei schönstem Sonnenschein auf der Wiese vor dem Sonnenhäusel mit dem Dramaturgen Christoph Macha treffe, um über seine neueste Inszenierung am tjg. Dresden zu sprechen, erzählt er mir gleich am Anfang, wie aufgeregt alle waren, als sie nach der langen Pause endlich wieder vor Kindern proben konnten. Und auch ich bin aufgeregt, so kurz vor meiner ersten Premiere nach einer gefühlten Ewigkeit. Natürlich im positiven Sinne, denn schließlich geht es jeden Moment wieder los – die Kinder rutschen gespannt auf ihren Plätzen herum, bis die Glocke dreimal ertönt. Und dann heißt es endlich wieder Eintauchen in das Unmittelbare und Vielfältige der Theaterkunst.
Schauplatz diesmal ist der hübsche Herzwald im Land der Träume und das junge Publikum wird Zeuge der Geburt eines ganz besonderen Wesens.
Das NEINhorn von Marc-Uwe Kling und illustriert von Astrid Henn, erschienen im Carlsen Verlag – am tjg. auf die Bühne gebracht von Christoph Macha und Johanna Zielinski.
Weiter geht es mit den Büchern, mit denen wir Naturverbundenheit und Umweltbewusstsein von Anfang an verinnerlichen und stärken können. Ein Bilderbuch, das die Erde zur Freundin macht, darf da in keinem Fall fehlen – was für ein wunderbarer, den jungen LeserInnen zugetaner, Einfall.
Meine Freundin Erde von Patricia MacLachlan, übersetzt von Thomas Bodmer und illustriert von Francesca Sanna, erschienen im NordSüd Verlag.
Schon länger habe ich diesen Beitrag vorbereitet, habe mich durch die vielen Umwelt-, Natur- und Zukunftstitel für Kinder und Jugendliche gelesen und überlegt, was hinter meiner Buchauswahl stehen bzw. was zwischen meinen Zeilen zu lesen sein soll. Ich hatte Bücher mit verschiedenen Schwerpunkten und für unterschiedliche Empfängergruppen ausgewählt, Bilder- wie auch Sachbücher, Naturführer und Bildbände – in jedem Fall war es eine umfangreiche Sammlung.
Dann habe ich die Zukunftsrede Wer wir waren von Roger Willemsen gelesen und habe Auswahl und Intension meines Textes noch einmal komplett überarbeitet. Denn bei der Lektüre dieses bedeutenden Werkes habe ich so sehr verstanden, wie noch nie zuvor, dass es zwar dringend notwendig und auch wichtig ist, wenn jede und jeder Einzelne von uns aktuell einen Beitrag zum Umweltschutz leistet, nachhaltig und aufmerksamer lebt sowie Lebensgewohnheiten überdenkt, es aber noch viel essenzieller ist, unsere Kinder dafür zu sensibilisieren. Ihnen von Anfang an eine wirkliche Möglichkeit zu geben, die Bedeutung von Pflanzen, Tieren und ihrem – ja auch unserem – Lebensraum zu verinnerlichen und dementsprechend zu leben und zu handeln.
Und damit meine ich nicht ein Aufbürden von Verantwortung an die nächste Generation, weil unsere aktuelle Gesellschaft und Weltordnung nicht in der Lage ist, Schieflagen und Probleme zu verändern, sondern ich meine das Mitgeben eines tiefen Bewusstseins dafür, dass unser Planet in all seiner Schönheit und Vielfalt nicht selbstverständlich ist und wir ihn schützen müssen, um ihn zu bewahren. Und dieses Bewusstsein wächst am besten, wenn wir es bereits ganz am Anfang, in der frühen Kindheit, säen und über die Jahre des Heranwachsens immer wieder hegen und pflegen. Bücher sind neben dem Vorbildsein da eine wunderbare, unterstützende Möglichkeit, sollten aber trotzdem mit Bedacht und auf die individuellen Bedürfnisse der jungen LeserInnen ausgewählt werden. Nicht jeder Titel, der Natur, Umwelt und Nachhaltiges Handeln zum Thema hat, eignet sich gleich gut zur Vermittlung.
Die nun folgende Auswahl an Titeln ist die ausgedünnte Version meiner ursprünglichen Sammlung, teilt sich auf in zwei Beiträge und ist im Grunde auch nur ein Ausschnitt. Alle versammelten Titel eint aber, dass sie mich im Hinblick auf das Bewusstmachen und Verankern besonders überzeugt haben und sollen daher exemplarisch für die notwendige Umweltbibliothek im Kinderzimmer stehen, die ich im Übrigen jedem Heranwachsenden von Herzen wünsche – gleich hinter dem begrünten Balkon, Garten oder Wald vor der Nase.
Jedes Jahr aufs Neue entstehen im Herbst hinter verregneten Fenstern, an gemütlich beleuchteten Tischen oder kleinen Werkbänken im Garten unzählige, kleine Herbstwesen direkt aus der Natur – geschaffen mit größter Sorgfalt und viel Mühe von kleinen schmutzigen Händen, weil sie sich zuvor jede Menge Naturmaterial zusammengesucht haben. Ganze Generationen an Kastanienfrauen oder Stockmännern, Zapfenkindern oder Eicheltieren sind da wohl im Laufe der Zeit entstanden.
Ein neues Bilderbuch macht diese kleinen Herbstfiguren nun zu den Helden einer, mit unheimlich viel Liebe erzählten, Geschichte und lädt zum großen Nachbasteln ein.
Die Waldlinge von Maria Stalder, erschienen bei Atlantis.
Ein weiteres Buch, das ich dieses Jahr gern auf der Buchmesse gesehen hätte, ist dieses wichtige Bilderbuch im schönsten Rot. Schon von weitem hätten einem die beiden Damen auf dem Cover freundlich entgegengeblickt und vielen wäre wohl sofort die Ähnlichkeit aufgefallen, die in den beiden verschmitzt dreinblickenden Augenpaaren liegt.
Ja, hier wird von der besonderen Beziehung zwischen einer Oma und ihrer Enkelin erzählt. Aber längst nicht nur – dieses Bilderbuch reiht gleich mehrere Geschichten aus der Vergangenheit sowie aus dem Hier und Jetzt aneinander und widmet sich so dem wichtigen Thema der Altersdemenz – dem Vergessen im Alter.
Oma Kuckuck von Frauke Angel und illustriert von Stephanie Brittnacher, erschienen bei der Edition Pastorplatz.