Weiter geht es mit den Büchern, mit denen wir Naturverbundenheit und Umweltbewusstsein von Anfang an verinnerlichen und stärken können. Ein Bilderbuch, das die Erde zur Freundin macht, darf da in keinem Fall fehlen – was für ein wunderbarer, den jungen LeserInnen zugetaner, Einfall.
Meine Freundin Erde von Patricia MacLachlan, übersetzt von Thomas Bodmer und illustriert von Francesca Sanna, erschienen im NordSüd Verlag.
Und was für eine großartige Freundin die Erde doch ist. Wunderschön sieht sie aus und freundlich ist sie – außerdem liebend und allen Lebewesen zugetan. Sie nimmt die kleinen LeseEntdecker mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten quer durch alle ihre Klima- und Vegetationszonen. Sie lenkt den Blick dabei auf so manch unbekanntes und unscheinbares Tier oder Detail, lässt an Wetter- und Naturschauspielen teilhaben und verdeutlicht ganz klar, dass sich alles im Gleichgewicht befinden muss, damit es ihr gut geht.
Die Landschaften ziehen beim Anschauen wie ein wunderschöner Film in gedeckten Farben an einem vorbei, laden aber auf der anderen Seite auch zum Verweilen und Entdecken ein. Außergewöhnliche Stanzungen und Effekte scheinen symbolisch für das Überraschende und teilweise unbekannte Schöne unseres Planeten zu stehen. Wer mit so viel Liebe und Mühe für Kinder Literatur schafft, dem muss es wahrlich sehr am Herzen liegen, dass sie sich auch tatsächlich angesprochen fühlen. Und genau dieser Aspekt lässt mich dieses Bilderbuch für sehr wertvoll empfinden. Dieses Buch hat aufgrund seiner Gestaltung durchaus das Zeug dazu, zum Lieblingsbuch im Bücherregal und zur immer wiederkehrenden ersten Wahl für die Gute-Nacht-Geschichte zu werden.
Auch der Text trägt zu diesem Privileg seinen Teil bei. Kurze, aber unheimlich eingängige Verse geben den wunderschönen Bildern einen Klang. Einen Klang, der es vermag, aufgrund der teilweise besonderen Wortwahl, noch lange nachzuhallen. Dank der wunderbaren Übersetzerleistung können sich die jungen LeserInnen beispielsweise an Formulierungen wie silbrige Fäden der Spinne, wisperndes Gras oder Glieder der Bäume erfreuen.
Ein Bilder-Sachbuch über den Rhythmus unseres Planeten schon für die Allerkleinsten. Zum Hinschauen, Verinnerlichen und Verstehen. Ein Buch, das zeigt, wie schön unsere Erde sein kann, wenn wir sie lassen und wie nahliegend es doch ist, dass wir sie beschützen – schließlich ist sie unsere Freundin.
Ein weiteres dünnes Büchlein, auf das ich während meiner Recherche aufmerksam geworden bin, bringt uns noch einmal in die Lage unseren Planeten aus der Ferne zu betrachten. Genau genommen werden wir betrachtet und zwar von einem kleinen Außerirdischen vom Mond, der – obwohl er so weit entfernt ist – so einiges über das Verhalten der Menschen, vor allem in Sachen Müllentsorgung, sagen kann und das glücklicherweise auch tut.
Toffi, Franka und das King-Mobil – Was macht der Müll auf dem Mond? von Vera Starker und Matthias Schneider mit Illustrationen von Raby-Florence Fofana, erschienen bei rossberg kids.
Toffi – so heißt der kleine Mann vom Mond – nimmt die lange Reise zur Erde auf sich, um die Menschen endlich zur Rede stellen zu können, denn auch sein Lebensraum, viele Tausendkilometer entfernt, leidet unter ihnen. Sie lassen nach jeder Mondmission ihren Müll zurück und Toffi muss aufräumen. Und das nicht genug, der Schrott fliegt ihm im wahrsten Sinne des Wortes nur so um die Ohren, denn auch im All schwirren sehr viele Schrottteile von beispielsweise Satelliten und Raketen umher.
Das sind in der Tat Informationen, die bei den jungen LeserInnen erst einmal auf großes Erstaunen bzw. Unverständnis stoßen können. Wie kann es sein, dass es unser Müll sogar schon ins Weltall geschafft hat? Eine Frage, die Vera Starker und Matthias Schneider sicher genau so auch aufwerfen wollten, denn sie führt unmittelbar vor Augen, welche Dimension das Müllproblem bereits angenommen hat und wie rücksichtslos der Mensch agiert.
Weil sie daraus aber eine spannende und lustige Geschichte machen, welche die Kreativität und Fantasie der Kinder nur so herausfordert und den kleinen Protagonisten Toffi gemeinsam mit seinen neuen Freunden Franka und Jonas auch Lösungen finden lässt, soll dieser schmale Band in meiner Auswahl nicht fehlen. Der Bezug vom Müllproblem im Weltall zur Verschmutzung unserer Meere mit Plastikmüll gibt dem Ganzen schließlich noch eine wichtige Brücke zwischen Nah und Fern sowie zwischen Gegenwart und Zukunft.
Ein erster kurzer Umweltroman, der die richtigen Fragen stellt, geschichtliche wie wissenschaftliche Fakten vermittelt und zudem durch Gestaltung und Ausstattung überzeugt. So kann eine behutsame Annäherung an essentielle Fragen der Zukunft gelingen.
Nach zwei Bilderbüchern, einem Kinderroman und einem umfangreichen Jugendsachbuch soll nun noch ein zweites Sachbuch die Auswahl ergänzen. Eines, das ebenso wie Eine neue Welt die Zusammenhänge herstellt, die so wichtig sind, um das große Ganze zu verstehen. Allerdings versucht man hier vor allem auch die jungen LeserInnen zu erreichen, die das Visuelle brauchen, um hängen zu bleiben und all jene, die sich gern über Grafiken, Bilder und Zahlen die Welt erschließen. Ein großformatiges und sehr innovatives Buch voller Wissen und Informationen.
So geht Planet! – Wissenswertes für junge Erdbewohner von Emmanuelle Figueras, übersetzt von Frederik Kugler und illustriert von Sarah Tavernier und Alexandre Verhille, erschienen bei Kleine Gestalten.
Das Große im Kleinen und Vertrauten darstellen, darum geht es den Machern dieses Buches und so gleicht unser Planet Erde also einem Haus, das vom Aufbau her jungen Erdenbewohnern durchaus bekannt sein sollte. Alles darin ist miteinander verbunden und baut in gewisser Weise aufeinander auf. Ein sehr kreativer Vergleich, der den jungen LeserInnen viel zutraut, ja gar dazu inspiriert, um die Ecke zu denken.
Vom Bau des Hauses und somit der Entstehung der Erde geht es zu den einzelnen Etagen wie beispielsweise dem Untergeschoss als Mittelpunkt der Erde, den weiteren Etagen, die das Relief darstellen oder der Werkstatt als Ressourcenkammer. Außerdem werden die verschiedenen Räume des Hauses bestimmten Teilen unseres Planeten zugeordnet: die Wohnräume sind die Kontinente, das Badezimmer steht für unsere Meere und Ozeane und die Küche für die Nahrungsressourcen. Und auch die Wasser- und Heizungsanlage, die Abstellkammer und der Wintergarten oder das Ankleidezimmer bekommen ihre bestimmte Entsprechung zugeteilt.
Jede Seite und jeder Raum warten mit unheimlich viel Fakten und interessanten Informationen drauf, dass sie von den jungen Menschen betreten werden – dass sie staunen, lernen und verstehen. Dabei werden grundlegende Sachverhalte genauso dargestellt wie Probleme und Entwicklungen. Das spannendste aber ist wohl, dass sie als Bewohner des Hauses selbst im Buch vorkommen und mit ihnen ihre Mitbewohner, die Tiere, um deren Wohlergehen es uns in Zukunft viel mehr gehen sollte, denn schließlich geht es bei einer solchen Wohngemeinschaft darum, den Wohnraum gerecht zu teilen
Seinem Untertitel Die Erde mit anderen Augen sehen wird dieses tolle Wissensbuch wirklich gerecht. Anhand von zahlreichen farbigen Tafeln, Grafiken und Diagrammen können die jungen LeserInnen etwas Hochkomplexes aus vertrauter Perspektive betrachten und so auch besser verstehen. Ein sehr wertvoller Ansatz, der im Sachbuchbereich für Kinder und Jugendliche noch mehr Ansatz finden sollte.
Zum Abschluss hin möchte ich diesen Einzelvorstellungen gern noch ein paar Ideen zum Brückenbauen an die Seite stellen. Denn, abgesehen davon, dass alle empfohlenen Bücher sicher auch Eltern, Großeltern oder Tanten und Onkels viel Spaß machen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass das gemeinsame Entdecken von Themen und Inhalten für Klein und Groß meistens besonders bereichernd ist, wenn zum Kinderbuch auch ein entsprechendes Pendant für die Großen gefunden wird. Eine kleine Zusammenstellung passend zu den vorangegangenen Rezensionen folgt nun hier. Viel Freude beim Entdecken und Brückenbauen.
Sich von Menschen und ihren Projekten inspirieren und anstecken zu lassen, gelingt mit diesem Bücherduo beispielsweise besonders gut. Wie schon im Bilderbuch Groß genug, die Welt zu retten sind es auch in Johanna Rombergs wunderbarem Werk über die Schätze unserer heimischen Natur vor allem die Geschichten der Menschen darin, die im Kleinen versuchen einen Unterschied zu Gunsten unserer Umwelt zu machen, welche besonders begeistern. Ein ruhiges Buch, das dazu einlädt, in der Natur wieder genauer Hinzuschauen und dadurch zu erkennen, wo wir handeln müssen.
Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht – Unsere Naturschätze. Wie wir sie wiederentdecken und retten können von Johanna Romberg mit Illustrationen von Florian Frick, erschienen im Quadriga Verlag.
Ist man dann schon einmal bei Menschen und ihren Projekten, die inspirieren und Mut machen, dann macht es auch unheimlich viel Spaß sich auf die Spuren einer bekannten Persönlichkeit und ihrer Erfolgsgeschichte zu begeben. Biografien bieten sich da immer sehr gut an und werden auch von Kindern immer wieder erstaunlich interessiert aufgenommen. Vor allem, wenn sie so nah an ihre Bedürfnisse heranreichen, wie dass die Bücher der Reihe Little People, Big Dreams tun.
In Bezug auf die Naturverbundenheit und die Gemeinschaft Tier und Mensch auf unserem Planeten bietet sich das Leben der britischen Forscherin Jane Goodall da beispielsweise wunderbar an. Durch ihre jahrelange Erforschung der wilden Schimpansen in Tansania hat sie wie keine andere aufgezeigt, dass wir mit Respekt für alle Lebewesen handeln müssen.
Little People, Big Dreams – Jane Goodall von María Isabel Sánchez Vegara, übersetzt von Svenja Becker und illustriert von Beatrice Cerocchi, erschienen im Insel Verlag.
Jane Goodall – Mein Leben für Tiere und Natur von Jane Goodall unter Mitarbeit des Jane-Goodall-Instituts und übersetzt von Inge Uffelmann, erschienen im Bassermann Verlag.
Ihr Leben gleicht einem wirklichen Abenteuer und ist durchzogen von ganz viel Tierliebe, was eine wertvolle Parallele zu ganz vielen Kindern darstellen kann. Hier beginnen sie sich mit der kleinen Jane aus der Kinderbiografie zu identifizieren und staunen schließlich über die Fotos der großen Jane, die in deren Autobiografie so zahlreich vorhanden sind. Ein Austausch zwischen Klein und Groß sowie das gemeinsame Entdecken erweitern hier in jedem Fall die Perspektive auf unsere Tierwelt und die Rechte, die den Tieren zustehen sollten, es leider aber vielerorts nicht tun.
Bis heute setzt Goodall sich für die Tiere und die Natur ein, hält Vorträge, klärt auf und spricht vor allem auch immer wieder Kinder und Jugendliche direkt an. Über das Netzwerk der Jane-Goodall-Institute überall auf der Welt werden beispielsweise junge AktivistInnen dabei unterstützt eigene Gruppen zu gründen und ihre Ideen für eine bessere Zukunft in sogenannten Roots & Shoots Projekten umzusetzen.
Diese Brücke soll abschließend nun noch einmal für die vielfältigen Möglichkeiten stehen, mit denen Kinder- und Jugendbücher dabei helfen können, Umweltbewusstsein zu wecken, zu verinnerlichen und zu leben. Sicher rettet eine kleine Umweltbibliothek im Kinderzimmer nicht unsere Erde, aber sie ist ein kleiner Anfang an genau der richtigen Stelle. Einer Stelle, an der ein noch kleiner Erdenbewohner heranwächst und mit jedem Tag aufs Neue versucht, sich die Welt zu erklären.