Helle Nächte sind zum Lesen da – Fred bei den Wikingern

Hier haben wir ja schon ein paar Zeilen über die wunderschöne Premiere des ersten gebundenen Titels aus dem Hause ultramar media geschrieben. Ein ausführlicher Bericht und natürlich die Vorstellung des Buches folgt nun jetzt. Nicht zufällig haben wir dafür einen der Tage gewählt, an denen im Norden Europas die Nächte hell bleiben und die Menschen den Sommer feiern – an langen Tafeln, mit Blumen im Haar und Gläsern in der Hand. Denn auch die Buchpremiere samt Vernissage war im Grunde eine Feier, an deren Ende wir durch die noch hellen Straßen von Berlin gelaufen sind – unterm Arm schönste Sommer- und Ferienlektüre für die hellen Nächte und im Herzen Sonnenschein.

Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis von Birge Tetzner, illustriert von Karl Uhlenbrock und erschienen bei ultramar media.

Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis © ultramar media, Illustration: Karl Uhlenbrock


Als wir am Tag der Buchveröffentlichung beim Buchsegler auf der Florastraße ankommen, strahlt uns Fred bereits aus dem wunderbaren Schaufenster entgegen und löst ein Déjà-vu aus. Denn genau über dieses Schaufenster sind wir einst auf Fred aufmerksam geworden. 2014 war das – als Fred bei den Wikingern erstmals als Hörspiel erschienen ist und damals ebenso in der Auslage alle Blicke auf sich gezogen hat.

Der Abend wird von einer herzlichen Begrüßung der Buchhändlerin Wiebke Schleser zusammen mit Birge Tetzner und Rupert Schellenberger eingeläutet. Danach heißt es aber erst einmal der Autorin lauschen. Zum ersten Mal liest sie Teile ihrer packende Geschichte aus dem gedruckten und gebunden Buch vor sich. Ein besonderer Moment.

Und auch wenn nun eben nicht mehr die Hörspielskripte vor ihr liegen, darf sich das Publikum trotzdem an der großartigen Klangkulisse der Hörspielfassung im Hintergrund erfreuen. Ein allumfassendes Literaturerlebnis also.

Fred bei den Wikingern – endlich als Buch
Birge Tetzner liest aus ihrem Fred bei den Wikingern


Danach versammelt die Autorin schließlich noch die drei Herren um sich, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass dieses Buch nun vor ihnen auf dem Pult liegen kann und das Publikum bekommt besondere Einblicke in dessen Entstehungsgeschichte. Es wird erzählt, wie das Eine zum Anderen gefunden und wie man gemeinsam dieses besondere Projekt Vom Hörspiel zum Buch verwirklicht hat.

Dass dieser Weg nicht einfach mal so gefunden und schnell umzusetzen war, das sieht man diesem Schmuckstück an Buch dann tatsächlich auch an. Man sieht förmlich, wie viel Herzensblut, Arbeit und Leidenschaft von allen Akteuren eingeflossen sein müssen.

Rupert Schellenberger, Dirk Uhlenbrock (Buchgestaltung und Grafik), Birge Tetzner und Karl Uhlenbrock (Illustrationen)


Besonderes Augenmerk liegt nach der Lesung dann auf den wunderschönen Illustrationen des jungen Künstlers Karl Uhlenbrock, die noch bis zum 07. September 2019 im Buchsegler als großformatige Drucke zu bewundern sind.

Sie zeigen die Welt der Wikinger aus einer beeindruckend direkten und unmittelbaren Perspektive heraus. Als Betrachter hat man sofort das Gefühl in die Handlung hineingezogen zu werden. Und Karl Uhlenbrock illustriert nicht irgendwelche Szenen der Geschichte, sondern setzt der Geschichte mit seinen Bildern stets das passende Gegenstück gegenüber. Seine Illustrationen erklären, beeindrucken und fragen – sie sind außergewöhnlich und passen deswegen auch wunderbar zu diesem außergewöhnlichen Projekt.

Ausstellungsrundgang im Buchsegler – Coverillustration Fred bei den Wikingern von Karl Uhlenbrock
Ausstellungsrundgang im Buchsegler – Innenillustrationen Fred bei den Wikingern von Karl Uhlenbrock
Schaufenstergestaltung des Buchseglers zur Buchpremiere und Ausstellungseröffnung


Der Abend ist gefüllt von vielen tollen Gesprächen und Momenten. Karl Uhlenbrock zeichnet uns sogar noch unseren ganz eigenen Fred ins Buch und verewigt damit auch irgendwie diesen unvergesslichen Abend. Wir müssen das Buch nun nur noch aufschlagen und schon sind wir wieder an diesem besonderen Ort, an diesem lauen und hellen Abend im Juni, an dem Fred bei den Wikingern einmal mehr Geschichte geschrieben hat.

Karl Uhlenbrock beim Signieren
Ein Fred für die LeseEntdecker


Um nun noch einmal zu den hellen Nächte rund um die Mittsommernacht zu kommen, es gibt noch einen Bezug zu Freds Abenteuer bei den Wikingern – nämlich das Buch selbst. Birge Tetzner hat die Mittsommernacht als Einstieg in die Geschichte gewählt, was in diesem Fall für einen unheimlich spannenden Auftakt sorgt. Denn während die Wikinger um Jarl Ragnald im Buch die Sommersonnenwende feiern, bekommen sie Besuch von der Seherin. Und diese prophezeit ihnen die Ankunft eines Fremden. Eines Fremden, der es wie kein anderer vermag, durch die Zeit zu reisen. Ja, von Fred ist die Rede, der wieder einmal auf archäologische Abenteuer geht.

Und im Grunde ist Freds Zeitreise zu den Wikingern auch immer noch dieselbe wie im Hörspiel. Doch die Notwendigkeit alle Geräusche und Klänge, die bisher ja für unheimlich viel Atmosphäre gesorgt haben, in Worte oder Bilder zu übersetzen, macht sie in unseren Augen dann doch ein Stück weit anders.

Es gelingt Birge Tetzner die Charaktere noch feiner zu zeichnen, die Welt der Wikinger noch detaillierter darzustellen und die jungen Leser sprachlich noch näher an den Kern der Geschichte heranzuführen. Zusammen mit den atmosphärischen Illustrationen, die sich teilweise über eine komplette Doppelseite erstrecken, schafft sie es sogar, die stimmungsvolle Klangwelt, die Rupert Schellenberger im Hörspiel so grandios erschaffen hat, nachzukomponieren.

Ankunft der Seherin – Innenillustration aus Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis von Karl Uhlenbrock


Fred reist also ebenso mit Opa Alfred und Hund Hektor nach Dänemark, beginnt sich für die nordische Mythologie zu interessieren und kommt ihr durch ein Unglück auf hoher See näher, als er selbst je für möglich gehalten hätte. Er reist zurück in die Zeit der Wikinger, verbringt ein Jahr in einem Wikingerdorf und erfährt so all das, was Wissenschaftler heute mühsam erforschen, aus erster Hand – von seinem neuen Freund Ivar und seiner Familie. Und mit ihm natürlich auch die Leser, was für eine Fülle an spannenden Sachinformationen sorgt, die Birge Tetzner aber ganz wunderbar im Text eingewoben hat.

Das Medium Buch ermöglicht nun auch darüber hinaus, Fakten und Hintergrundinformationen den nötigen Raum zu geben, um besser zur Geltung zu kommen. Der Buchgestalter Dirk Uhlenbrock vom erste liga Büro für Gestaltung hat dafür beispielsweise eine Randspalte geschaffen, in der Sachverhalte und Begriffe erklärt werden. Nicht selten sind diesen kleinen Textblöcken auch archäologische Skizzen und Grafiken beigefügt, um sich bestimmte Gegenstände besser vorstellen zu können. Handelt es sich um umfangreichere Beschreibungen, hat er es sich auch nicht nehmen lassen, der eigentlichen Randbemerkung einmal eine ganze Seite einzuräumen. Das wirkt unheimlich interessant und lässt keineswegs das Gefühl aufkommen, ein Sachbuch vor sich liegen zu haben.

Und auch andere Gestaltungselemente sorgen dafür, dass die notwendigen Informationen zur Vertiefung kein Muss darstellen, sondern vom Leser vielmehr entdeckt werden sollen. Die Karte zu den Wikingerrouten, die das Buch eröffnet wie auch wieder abschließt, ist dafür ein sehr schönes Beispiel. Aber natürlich auch die kleinen Grafiken, die durch die Kapitel führen, möchten wir nicht unerwähnt lassen.

Ansiedlungen und Handelsrouten der Wikinger – Illustration: Karl Uhlenbrock
Mehr Platz für Randinformationen – Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis
Ein Kapitel beginnt – Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis
Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis, Illustration Karl Uhlenbrock


Ganz toll finden wir übrigens die Seiten, auf denen Bild und Text ineinander zu fließen scheinen. Dann glaubt man kurz, das Bild breite sich womöglich im großen Angebot an Weißraum aus und spiele mit den Zeilen im Text. Eine Dynamik, die wir hier so direkt beschreiben, die aber im Grunde beim Lesen unbewusst dazu führt, dass die Geschichte erlebt werden kann.

Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis, Illustration Karl Uhlenbrock
Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis, Illustration Karl Uhlenbrock


Wir glauben Fred bei den Wikingern in Buchform ist der wunderbare Anfang einer neuen Buchreihe, die es vermag, so vieles in sich zu vereinen. Abenteuer, Vergangenheit, aber auch Zukunft – Freundschaft, Zusammenhalt und natürlich Wissen.

Ein Glück liegen die Sommerferien noch vor uns, sodass alle kleinen und großen LeseEntdecker noch die Möglichkeit haben, dieses besondere Buch in ihren Koffer zu packen. Denn wer weiß, was bei der Lektüre alles so passiert, schließlich fährt auch Fred darin in die Sommerferien.

Innenseite aus: Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis, Illustration Karl Uhlenbrock


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