Das Ei – Wunderwerk der Natur

Die Bilderbuchkünstlerin Britta Teckentrup hat ihr neuestes Bildersachbuch einem Wunderding gewidmet. Dem Wunderding, aus dem alles Leben ist – dem Ei. Und weil es gerade so schön passt, möchten wir es in Anbetracht der bevorstehenden Osterfeiertage gern hier vorstellen. Ein Buch nur für Ostern ist es aber keinesfalls. Es ist Sachbuch und Kunstbuch in einem – nicht nur für Kinder, aber für sie in besonderem Maße. Es ist ein Familienhandbuch – ein Sammlerstück und Nachschlagewerk. Es ist wunderbar.

Das Ei von Britta Teckentrup und übersetzt aus dem Englischen von Kathrin Köller, erschienen im Prestel Verlag.

_DSC8037
Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Streift man mit der Hand über das matte Papier des Einbands erinnert das bereits an die Beschaffenheit so mancher Eierschale. Zart und weich kommt das Buch daher – farblich wirkt es eher zerbrechlich, vom Format und der Größe her aber stabil und widerstandsfähig. Eine sehr zutreffende Kombination für ein Buch, das sich mit dem Ei befasst.

Zerbrechlich und stark zugleich – so beschreibt auch Britta Teckentrup dieses Wunder der Natur und leitet damit sehr schön die Welt des Eies ein. Wir erfahren, dass die gekrümmte Form des Eies für dessen Stabilität zuständig ist und dass Eier aufgrund ihres vielfältigen Aussehens früher leidenschaftlich gesammelt wurden. Heute gibt es solche Eiersammlungen aber hauptsächlich nur noch in Museen.

_DSC8039
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Um die Vielfalt an Eiern auf der Welt überhaupt fassen zu können, ist das Buch in verschiedene Bereiche unterteilt – allerdings nicht durch ein Verzeichnis oder Kapitel – vielmehr selbst erklärend mithilfe von Überschriften und Sinnzusammenhängen. Im ersten und auch umfangreichsten Teil beschäftigt sich Britta Teckentrup mit den Vogeleiern und ihren vielen verschiedenen Formen und Farben. Sie betritt damit das weite Feld der Oologie – das Studium der Vogeleier und lässt die kleinen LeseEntdecker mit ganz einfachen Beschreibungen daran teilhaben. Bei den Eierfarben gibt es beispielweise so manches überraschende Detail zu erfahren, das uns staunen lässt.

Besonders spannend ist es natürlich für die kleinen Eierforscher, wenn bei der Lektüre des Buches echte Anschauungsobjekte bereit liegen. Wir haben uns dafür das Gänse-, das Hühner- und das Wachtelei ausgesucht. Schon beim Vergleich dieser doch eher weniger exotisch anmutenden Vertreter war die Begeisterung und Begutachtung sehr schön mit anzusehen. Das behutsame Halten der kleinen Hände und der vergleichende Blick ins Buch haben uns einmal mehr gezeigt, wie wunderbar kreativ man Sachbilderbücher im Alltag mit Kindern einsetzen kann – vor allem, wenn sie mit so viel Gespür für die kleinen Leser gestaltet sind. Britta Teckentrup nimmt ihre kleine Zielgruppe ernst – das spürt man und das spüren auch die kleinen LeseEntdecker. Sogar schon die ganz Kleinen – deren kleine Hände die dünnen Seiten des Buches aber lieber noch nicht zu fassen bekommen sollten. Und auch als Ansichtsexemplar ist das Holzei aus der Kinderküche in diesem Fall die bessere Wahl.

_DSC8084
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup
_DSC8045
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Regelrecht unter die Eierschale blicken lässt uns Britta Teckentrup dann bei ihrer Entstehung des Kükens – solche Zyklen begeistern Kinder ja immer sehr. Jedes Detail – und davon gibt es hier einige – wird genauestens inspiziert, bis schließlich der kleine Flausch geschlüpft ist. Solche Kunstwerke, die unsere Natur so wunderschön erklären, sollten unbedingt den Weg in die Klassen- bzw. Biologiezimmer unserer Schulen finden – am besten als Plakat zum immer wieder bewundern.

_DSC8055
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Im Folgenden wird schließlich auf die vielen verschiedenen Größen der Vogeleier eingegangen und auch die zahlreichen Möglichkeiten des Nestbaus, um die Eier abzulegen und auszubrüten, werden erklärt. Dafür werden immer wieder exemplarisch bestimmte Vögel vorgestellt und deren Besonderheiten beschrieben.

Meist ist dem kurzen Text auf weißem Untergrund jeweils ein Bild gegenüber gestellt. Jedes dieser Bilder steht für sich und scheint von der Komposition, Farbigkeit und Bildsprache her bis ins kleinste Detail durchdacht. Interessante Strukturen wechseln mit harmonischen Verläufen und geschwungene Formen überlappen kantige Elemente – so entsteht eine Dynamik, die immer wieder Lust auf mehr macht und zum Weiterblättern verführt.

_DSC8057
Detail aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup
_DSC8081
Detail aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup
_DSC8060
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Ebenso einen Platz im Buch haben natürlich auch die Eier anderer Tierarten – wie Insekten, Reptilien, Amphibien und Fische. Auch hier bekommen die kleinen LeseEntdecker einen ersten Überblick über die Vielfalt und einige Besonderheiten. So sind beispielsweise die kleinen Meeresschildkrötenbabys nach dem Schlüpfen ganz auf sich allein gestellt und nutzen bei Nacht das Mondlicht, um aus ihrem Nest ins Meer zu gelangen. Das atmosphärische Bild dazu hat es uns irgendwie besonders angetan – man hat regelrecht das Bedürfnis den kleinen Kerlchen alles erdenklich Gute auf ihrem Weg ins Meer zu wünschen.

_DSC8072
Detail aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Abgerundet wird die Zusammenstellung der Illustratorin mit einem Exkurs in die Gebiete Kunst, Religion und Mythologie, denn auch überall dort wird dem Ei von je her eine große Bedeutung zugesprochen. Wie groß, daran werden wir diese Tage gerade wieder in vielen Vorgärten erinnert – wenn hier und da Bäumchen mit bunten Eiern geschmückt sind. Zu gern würden wir dabei auch den Baum bestaunen, der Britta Teckentrup als Vorbild für ihr Osterbaumbild stand.

In diesem Sinne wünschen wir all unseren Lesern ein schönes Osterfest und lassen diesen Beitrag als kleines Osterei hier auf dem Blog – mit den besten Empfehlungen. Wir hoffen sehr auf noch viele weitere Bücher der Künstlerin , in denen es ihr gelingt Illustration und freie Kunst miteinander zu verbinden und Natur für Groß und Klein erlebbar zu machen. In diesem Zusammenhang möchten wir außerdem noch auf das erst kürzlich gesendete Interview von Britta Teckentrup mit Ute Wegmann vom Deutschlandfunk hinweisen – wieder einmal sehr hörenswert.

_DSC8078
Innenseite aus: Das Ei © Prestel Verlag, Illustrationen: Britta Teckentrup

Wir suchen dann jetzt mal Ostereier und so manch anderes spannende Wunderding.

_DSC8089
Noch so ein Wunderding.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert