Nach längerer Pause soll es nun weiter gehen – die LeseEntdecker sind zurück. Fürs Erste im gewohnten Format – doch schon bald soll es ein paar Veränderungen geben, auf die wir uns sehr freuen.
Bis dahin teilen wir hier unsere LeseEntdeckungen der letzten Monate, die sich – wie soll es auch anders sein – bereits stapeln. Den Anfang macht ein wahrer BilderbuchSCHATZ, der in besonderem Maße für diesen Neuanfang steht.
Lasse findet einen Schatz von Frank Hartmann und Irina Bruder, erschienen im Verlag Urachhaus.
Das Buch beginnt als eine Geschichte über Freundschaft, die es zweifelsohne auch bis zum Ende hin bleibt. Zwischendrin aber erzählt der Autor noch viel mehr. Er erzählt von der Schönheit unserer Sprache, von deren Wucht und von der Bedeutung des einzelnen Wortes.
Der kleine Lasse fällt nach einem schlimmen Tag, an dem er im Streit mit seinem besten Freund auseinander gegangen ist, in einen Traum. Einen Traum, der ihn in die Welt von Hieronymus Wortreich – dem Sammler der Worte – führt. Dort findet er sich in einem Netz voller Worte und Buchstaben wieder. Alles Worte, die an einem Tag gesagt, aufschrieben oder gedacht wurden. Manche von ihnen kommen unvollständig an, manche bleiben ungehört und andere wiederum haben große Wirkung gezeigt. Auch Lasse hat an diesem Tag ein solch wirkungsvolles Wort zu seinem besten Freund gesagt. Ein großes Glück also für ihn, dass der alte Hieronymus ihm nun dabei hilft, zu verstehen, was Sprache alles kann und wie man in verschiedenen Situationen die richtigen Worte findet.
Und auch den kleinen LeseEntdeckern offenbart diese glückliche Bekanntschaft einen überraschenden Einblick in die Vielseitigkeit der Sprache. Hieronymus Wortreich führt den kleinen Gast durch seinen kompletten Schatz, der aus lauter Kisten und Schächtelchen voller Worte besteht. Man findet dort beispielsweise Liebeserklärungen, Widerworte, Ausreden, Verbotene Worte oder Kinderworte. Es ist ein Vergnügen dem kleinen Protagonisten beim Stöbern in den Kisten zuzusehen. Vor allem weil die Illustratorin Irina Bruder die Buchstaben und Worte selbst so wunderbar für ihre Gestaltung einsetzt. So ist das Wort rückwärts beispielsweise auch rückwärts geschrieben, die Phantasie kommt ganz schwungvoll und träumerisch daher und auch dem ssschnelllll sieht man seine Bedeutung regelrecht an.
Für das Reparieren von Wortfetzen und Kreieren neuer Wortschöpfungen hat Hieronymus sogar eine große Kiste mit einzelnen Buchstaben angelegt, aus der er sich nach Bedarf bedienen kann. Für den kleinen Lasse im Schlafanzug ist das alles natürlich unheimlich aufregend. Von Worterfindungen hat er noch nichts gehört und auch dass man mit Wörtern spielen kann und darf, war ihm bisher nicht wirklich klar. Ganz wunderbar finden wir im Übrigen diese Stelle, denn hier macht Frank Hartmann einen Vorschlag, der so wichtig für den Spracherwerb der kleinen LeseEntdecker ist. Wörter immer wieder vor sich her sagen, hören wie sie klingen und mit Silben und Lauten spielen – all das schult das Gehör und fördert das Sprachverständnis.
Natürlich begibt sich Lasse auch auf die Suche nach dem Wort, das ihm seit dem Streit mit seinem Freund nicht mehr aus dem Kopf geht. Er durchforstet die alphabetisch geordneten Kisten und gelangt schließlich zu den Schimpfworten. Fündig wird er dort allerdings nicht – sein Wort ist in einer anderen Kiste gelandet.
Noch bevor Lasse seinen Satz beendet hatte,
eilte Hieronymus zu einem der Regale.
Als er zurückkam, hielt er Lasse die Kiste mit der Aufschrift:
WORTE, DIE WEHTUN! unter die Nase.
Ganz oben lag das Wort BLÖDMANN – Lasses Schimpfwort.
Es war ganz groß und an den Ecken ausgefranst,
wohl weil er es so laut gesagt hatte.
[…] Es war kalt und hart wie ein Stein,
noch dazu war es schwer und hatte Kanten.
Die Worte für die kleinen Leser so zu beschreiben, als könnten sie sie tatsächlich in den Händen halten, gibt ihnen die Möglichkeit die Sprache zu spüren. Die Illustrationen unterstützen diese ungewohnte – aber für kleine LeseEntdecker noch so wichtige – Wahrnehmung von Sprache zusätzlich und es können so wunderbar lebendige Sprachbilder im Kopf entstehen. Ganz nach dem Motto: Sprache entdecken mit allen Sinnen – gefällt uns sehr gut.
Lasse findet einen Schatz ist eines dieser ruhigen Bücher, für die man sich Zeit nehmen sollte. Text und Illustrationen verlaufen parallel nebeneinander her und die Kleinen können die Geschichte beim Vorlesen ganz wunderbar über die Bilder verfolgen. Mit viel Liebe zum Detail hat Irina Bruder den Text Seite für Seite in Bilder übersetzt, die durch ihre gedeckten Buntstifttöne ganz natürlich wirken. Die interessanten Perspektiven und die ausdrucksstarke Schraffur sorgen zudem für ausreichend Abwechslung.
Schließlich holt Hieronymus noch eine weitere Kiste hervor, die für Lasse von großer Bedeutung sein soll. Es ist die Kiste mit den Wiedergutmachworten, die größer, stärker und wichtiger als jedes Schimpfwort sind. Davon darf er ein paar mit nach Hause nehmen – nicht für sich sondern für seinen Freund. Und natürlich für uns, die das Buch am Ende zuklappen und am liebsten sofort einen Vorrat an Kisten und Schatullen anschaffen würden, um auch Worte sammeln, sortieren und verschenken zu können.
Deswegen soll diese Idee hier in jedem Fall auch festgehalten werden – für alle kleinen LeseEntdecker, voran die frischgebackenen Schulanfänger, die sich gerade ebenso auf eine spannende Reise ins Wortreich begeben.
Ganz wunderbare Entdeckung und Rezension!
Sicher eine Bereicherung für kleine und große Bücherschatzkisten:-)
…So macht Sprache erlernen und erleben noch mehr Freude!
Danke für diesen Beitrag, der unbedingt Lust auf mehr von den LeseEntdeckern macht:-)
es ist uns ehre und freude zugleich, solch eine wertschätzende rezension im universum der worte zu lesen. autor und hauptdarsteller lasse danken auf diesem wege herzlichst für die leseentdeckung und -empfehlung!