Die erste EntdeckerBibliothek – Bücher von Anfang an

Schon länger möchten wir hier darüber schreiben, wie wichtig wir es für kleine LeseEntdecker finden, dass man ihnen Bücher auch zugänglich macht. Vor kurzem lasen wir dazu dann die Gedanken der Autorin Antje Herden und hatten schließlich die Idee zu diesem Beitrag.

Mit jedem Alter sollten unsere Kinder über eine eigene (kleine) Bibliothek verfügen können – bestückt mit Büchern, die zu ihren jeweiligen Bedürfnissen und Ansprüchen passen. Und das von Anfang an! Ja besonders die ersten Grundsteine, die wir in dieser Hinsicht legen, können später einmal von großer Bedeutung für ihren Bezug zum Lesen sein. Gemeint ist damit das Vorhandensein von Büchern schon ab den ersten Lebensmonaten. Auch wenn es so scheint, als würden die Allerkleinsten ihren “Büchern” anfänglich noch wenig Beachtung schenken, ist ihre bloße Existenz in ihrem Wahrnehmungsraum bereits sehr wichtig. Nach und nach können sie sich so dem Gegenstand Buch annähern und ihn im wahrsten Sinne des Wortes lernen zu begreifen.

Eine feine kleine Auswahl an Büchern, mit denen dieser Prozess unseres Erachtens besonders gut gelingt, haben wir im Folgenden einmal zusammengestellt. Sie vereint Bücher aus sehr verschiedenen Materialien und unterschiedlichster Machart – ein wesentliches Auswahlkriterium für die erste eigene EntdeckerBibliothek.

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Die erste EntdeckerBibliothek

Beginnen möchten wir mit einer besonderen Form des Stoffbuches – das sogenannte Quietbook. Es ist bisher hauptsächlich in Amerika bekannt, erfreut sich aber auch in Deutschland zunehmender Beachtung. Den eigentlichen Gedanken, der hinter den Quietbooks steht – nämlich das ruhige Beschäftigen der Kinder – finden wir gar nicht so wichtig. Was uns daran aber sehr gut gefällt, ist die Möglichkeit das Buch zu erleben. Stoffseite für Stoffseite kann hier nicht nur angeschaut, sondern muss und soll entdeckt werden – mit allen Sinnen. Neben dem obligatorischen Knistern und Quietschen kommt es hier vor allem auf das Fühlen, Bewegen und Probieren an.

Quietbooks sind meist handgemacht und es gibt sie in ganz unterschiedlichen Ausführungen und für verschiedene Entwicklungsstufen. Leider wird dabei der Zweck und die Funktion oft über die Gestaltung gestellt. Anders ist das aber bei Julia und ihrem Label Einzigartig Grün, welches wir an dieser Stelle wärmstens empfehlen möchten. Denn bei Einzigartig Grün gibt es Qietbooks bzw. Fühlbilderbücher mit wunderschönen Illustrationen – genähten Illustrationen.

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Innenseite aus unserem individuellen Naturbüchlein – Sonne und Maus, © Einzigartig Grün, Illustrationen: Julia Grüne

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Innenseite aus unserem individuellen Naturbüchlein – Honigbiene und Bär, © Einzigartig Grün, Illustrationen: Julia Grüne

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Innenseite aus unserem individuellen Naturbüchlein – Hase und Karotte, © Einzigartig Grün, Illustrationen: Julia Grüne

Das Exemplar, das wir hier vorstellen möchten, wurde ganz individuell nach unseren Vorstellungen angefertigt. Jedem Tier steht ein interaktives Element gegenüber, das erst ausgiebig befühlt, bespielt und später seinem Sinn nach entdeckt werden kann. Die Stoffe sind allesamt sehr weich, haben aber trotzdem Struktur und unterscheiden sich durch Farbe und Aussehen. Die tierischen Protagonisten des Büchleins fordern die kleinen Hände regelrecht dazu auf über das Fell zu streichen, das Barthaar zu zwirbeln oder das Ohr zu bewegen. Dabei schauen sie den kleinen LeseEntdeckern direkt ins Herz und denken nicht mal daran Reißaus zu nehmen.

Als erstes Buch eignet sich dieser kuschelige und waschbare Begleiter ganz wunderbar. An ihm kann das erste Umblättern geübt und verstanden und die Sinne geschärft werden.

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Zum Bespielen gedacht: Naturbüchlein, © Einzigartig Grün, Illustrationen: Julia Grüne

Ebenso nicht fehlen dürfen am Anfang natürlich Bücher aus Holz. Sie sind robust, unbedenklich und liegen gut in kleinen Händen. Besonders gut tun sie das, wenn sie etwas kleiner sind. So zum Beispiel die hübschen, zu Büchern gebundenen Holztäfelchen der Schweizer Firma Atelier Fischer.

Die farbenfrohen Tier- und Naturillustrationen sind einfach – aber nicht gewöhnlich. Es kräht der Hahn und kriecht die Weinbergschnecke, es nagt die Maus an ihrer Nuss und es legt das Huhn ein Ei. Sehr gut gefallen hat uns vor allem die Bindung mit dünnen Lederriemen. Sie ermöglichen ein besonders einfaches Aufklappen und Umblättern, sollten aber bei Kindern unter zwei Jahren noch im Auge behalten werden, da sie sich auch mal lösen können.

Alles in allem sind die Büchlein sehr sorgfältig hergestellt. Die Seiten sind fein geschliffen und abgerundet, das Holz stammt aus Schweizer Wäldern und ist FSC-zertifiziert. Ähnlich wie bei unserem ersten Beispiel handelt es sich hier nicht um Massenware, was man auch sieht und fühlt.

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Holzbilderbüchlein Haustiere mini © Atelier Fischer

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Holzbilderbüchlein Haustiere mini © Atelier Fischer

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Holzbilderbüchlein Kleintiere mini © Atelier Fischer

Und dann gehören ganz klar auch Pappbilderbücher zum ersten Lektüreangebot dazu. Sie haben bereits lange Tradition und gelten als die Einstiegsbücher schlechthin. Unsere Wahl in Sachen Babys erste Pappe ist auf ein quadratisches Leporellobüchlein gefallen, das von der – für ihre Jahreszeitenbücher bekannten – Illustratorin Eva-Maria Ott-Heidmann gestaltet wurde.

Mein erstes Bilderbuch von Eva-Maria Ott-Heidmann, erschienen im Urachhaus Verlag.

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Mein erstes Bilderbuch © Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Illustrationen: Eva-Maria Ott-Heidmann

Die zarten Aquarelle zeigen Szenen aus der Erlebniswelt eines Kleinkindes und ermöglichen so den Prozess des Erkennens, Einordnens und Benennens. Neben den klaren Abbildungen im Vordergrund – wie beispielsweise das Kind, der Apfel oder das Auto – sind es vor allem die kleinen Details, die den Kindern ab einem gewissen Alter besonders Spaß machen. So finden sich auch hier Ott-Heidmanns kleine Wichtel wieder und es gibt allerlei Interessantes nebenher zu entdecken.

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Innenseiten aus: Mein erstes Bilderbuch © Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Illustrationen: Eva-Maria Ott-Heidmann

Die Tatsache, dass es sich um ein Papp-Leporello handelt, eröffnet zudem noch ganz andere Möglichkeiten des Entdeckens. Das Buch kann ganz vielseitig aufgestellt werden und so beispielsweise als kleine Galerie oder Spielhaus benutzt werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, was auch dieses Buch eindeutig erlebbar macht.

Ebenso in Pappe geht es weiter bei der Bestückung unserer EntdeckerBibliothek für ganz kleine Leute. Und zwar gleich in vierfacher Ausführung, zusammen gehalten durch einen kleinen Schuber und passender Weise vom Verlag betitelt mit Meine allererste Bibliothek.

Meine allererste Bibliothek (Zahlen, Farben, Essen, Formen) von Eric Carle, erschienen im Gerstenberg Verlag.

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Meine allererste Bibliothek (Zahlen, Farben, Essen und Formen) © Gerstenberg Verlag, Illustrationen: Eric Carle

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Innenseite aus: Essen © Gerstenberg Verlag, Illustrationen: Eric Carle

Es handelt sich um vier kleine Klapp-Pappbücher des großen Bilderbuchkünstlers Eric Carle, in denen es im großen Stile um das Zuordnen geht. Die Seiten werden so lang hin und her geblättert bis die verschiedenen Klappbereiche schließlich zusammen passen – vom Bild her wie auch vom Text. Demnach können die kleinen Bücher auf sehr vielfältige Art und Weise benutzt werden. In den ersten Monaten beispielsweise interessieren sich Babys für ganz klare Formen, die – wie hier – am besten schwarz/weiß gehalten sind. Danach sind die kleinen handlichen Bücher wunderbar geeignet, um sie von allen Seiten zu befühlen – mit den Händen und ab und zu sicherlich auch mit dem Mund. Aber Pappe hält ja bekanntlich viel aus. Schließlich werden die Bilder immer interessanter und das Benennen und Zuordnen passiert wie von selbst. Zu guter Letzt hat natürlich auch der schicke Schuber seinen Reiz, denn die eigenen Bücher darin sorgsam einzusortieren, gefällt den Kleinen ziemlich gut.

Die Illustrationen an sich sind unverkennbar Eric Carle. Sein collagierter, farbenfroher Stil lässt die Bilder leicht und fröhlich wirken, die einfachen Formen und Kompositionen regen zudem die Fantasie an. Wir finden diese kleine Sammlung dieses großen Künstlers ist ein wahrer Schatz und mal etwas anderes wie sein Klassiker Die Raupe Nimmersatt, die wir sonst an dieser Stelle ausgewählt hätten.

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Innenseite aus: Farben © Gerstenberg Verlag, Illustrationen: Eric Carle

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Innenseite aus: Essen © Gerstenberg Verlag, Illustrationen: Eric Carle

Ein dritter Papp-Titel, der hier nicht fehlen soll, ist das bekannte Fingerspielbuch Kribbel-Krabbel, das vor allem durch seine schlichte und zeitlose Bildsprache überzeugt.

Kribbel-Krabbel von Brigitte Pokornik und Kristina Franke, illustriert von Karin Blume und erschienen im Coppenrath Verlag.

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Kribbel-Krabbel – Mein lustiges Fingerspielbuch © Coppenrath Verlag, Illustrationen: Karin Blume

Fingerspiele für die Kleinsten sind nicht immer besonders beliebt bei den Großen. Ein paar wenige hat man in petto, sich darüber hinaus aber noch weitere Verszeilen samt Bewegungsabläufen zu merken, ist eher schwierig und unbeliebt. Und auch so manches Kind kann dem heiteren Auf und Ab von Mama und Papa dann wenig abgewinnen und zeigt das auch. Das Buch in diesem Zusammenhang als Unterstützung und Bühne zugleich zu verwenden, macht daher mehr als Sinn.

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Innenseite aus: Kribbel-Krabbel – Mein lustiges Fingerspielbuch © Coppenrath Verlag, Illustrationen: Karin Blume

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Detail aus: Kribbel-Krabbel – Mein lustiges Fingerspielbuch © Coppenrath Verlag, Illustrationen: Karin Blume

Beim gemeinsamen Anschauen der gelochten Pappseiten spielen große und kleine Finger die Hauptrolle – mal als die Krabbelbeine des Marienkäfers, mal als Flügel des Vogels und ein anderes Mal beispielsweise als Fühler der Schnecke. Sie erwecken die Figuren so zum Leben – die dazugehörigen kurzen Reime können nebenher einfach abgelesen werden.

Zu guter Letzt nehmen wir noch ein paar Baby-Pixis mit in den Anfangsbestand unserer EntdeckerBibliothek auf. Sie sind eine Sonderform der allseits bekannten und von kleinen LeseEntdeckern innig geliebten Pixi-Bücher – eben nur speziell für die Allerkleinsten gedacht und entwickelt. Wasserfest, schadstofffrei und reißfest sind sie – außerdem sehr gut für kleine Hände geeignet, extra leicht, zerknüllbar und hinterher wieder gut in Form zu bringen. Letztere Eigenschaft soll an dieser Stelle besonders erwähnt werden, denn welche Faszination für Babys von zerknüllbaren Papier ausgeht, ist erstaunlich. Gut zu wissen, dass diese Heftchen auch dem gut standhalten können.

Obwohl die Reihe erst recht neu ist, gibt es schon eine breite Auswahl an Titeln, die je nach Belieben die Farben erklären, den Bauernhof ins Kinderzimmer holen oder für die Badewanne gedacht sind. Unkaputtbar – das müssen Bücher am Anfang eben auch manchmal sein. Und deswegen ist ihnen ein Platz in der ersten eigenen Bibliothek allemal sicher.

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Baby-Pixi: Kunterbunt, na und? – Meine ersten Farben © Carlsen Verlag, Illustrationen: Guido van Genechten

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Innenseite des Baby-Pixis: Kunterbunt, na und? – Meine ersten Farben © Carlsen Verlag, Illustrationen: Guido van Genechten

Natürlich ist diese Sammlung von allerersten Büchern beliebig erweiterbar. Uns war wichtig erst einmal verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen und so generell ein Plädoyer für die frühe Begegnung mit Büchern zu halten. Denn letztendlich ist für die kleinen LeseEntdecker ein bestimmtes Buch gar nicht von so großer Bedeutung, vielmehr derjenige der es mit ihnen gemeinsam anschaut und es ihnen “vorliest”.

4 Antworten auf “Die erste EntdeckerBibliothek – Bücher von Anfang an

  1. Tolle Vorschläge für die ganz Kleinen. Teile ich gerne weiter – um möglichst viele LeseEntdecker für Bücher und deine Seite zu begeistern.
    Lieben Gruß,
    Anja

    • Vielen lieben Dank – für Bücher begeistern kann man gar nicht genug! Dir auch weiterhin viel Erfolg und Spaß mit deiner schönen Seite!

  2. Da kommt mir Einiges bekannt vor 🙂 Ich finde es auch außerordentlich wichtig, schon früh vorzulesen und gemeinsam Bücher anzuschauen. Und es gibt so viele tolle Geschichten, die inspirieren. Herzliche Grüße aus London, Peggy

    • Danke liebe Peggy, dass auch du ein paar Zeilen hier gelassen hast. Liebe Grüße “so unter Entdeckern” 😉 ins wunderbare London!

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