Mit dem Stift und jeder Menge Ideen durch das Jahr

Ab einem bestimmten Alter bekommen Notiz- oder Tagebücher für kleine LeseEntdecker mehr und mehr Bedeutung. Es werden kurze Listen anlegelegt, allerlei Wichtiges notiert oder gar kleine Geschichten aufgeschrieben. Der Kopf ist voller Fragen und Gedanken, die irgendwo herausgelassen werden müssen und nicht immer können sie gleich beantwortet oder besprochen werden. Sobald ein Kind also die Fähigkeit des Schreibens erlangt hat, ist das Bedürfnis danach, etwas aufzuschreiben und somit für sich festzuhalten, fast schon logische Konsequenz. Dieser Raum zum Schreiben sollte ihnen in jedem Fall gegeben und sogar gefördert werden. Denn das stille Auseinandersetzen mit sich und der Welt, indem man es verschriftlicht, ist ein wichtiger Prozess beim Großwerden.

In diesem Zusammenhang ist uns vor einiger Zeit ein Projekt aufgefallen, dass Kindern auf sehr kluge Art und Weise immer wieder diese Möglichkeiten zum Schreiben gibt – ja sogar gezielt Anlässe schafft, um die eigenen Gedanken auf Papier zu bringen. Und das nicht nur auf irgendeinem beliebigen Blatt, sondern auf die Seiten eines herrlich dicken Jahrbuches.

KinderJahrbuch 2018, Idee und Gestaltung von Sandra Hünger

_DSC0679
Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger

Das KinderJahrbuch der Designerin Sandra Hünger ist auf den ersten Blick ein Kalender für Kinder. Auf den zweiten oder dritten Blick – und man könnte diese Reihe um zig weitere Blicke erweitern – steckt allerdings so viel mehr zwischen den beiden robusten Pappdeckeln, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.

Neben den obligatorischen Inhalten eines Jahreskalenders, wie beispielsweise die Jahresübersicht für Geburtstags- , Urlaubs- oder Ferieneintragungen, lässt sich auf jeder Kalenderseite – sprich zu jedem Tag im Jahr – etwas entdecken. Die Auswahl dabei ist groß und reicht von Rätsel- und Knobelaufgaben oder Sach- und Hintergrundwissen zum Jahresverlauf über Geschichten, Gedichte und Witze bis hin zu Rezepten, Bastelanleitungen und Ausmalbildern. Das Besondere und der Grund, warum wir es hier nicht nur mit einem kreativen Mitmach-Kalender zu tun haben, sind die gekästelten, schmalen Bereiche im unteren Teil einer jeden Seite, die für eigene Gedanken und Tagebucheintragungen gedacht sind. Damit lässt sich der Kalender zu einem ganz individuellen und persönlichen Jahrbuch gestalten, das es vermag, Erinnerungen und Gedanken aus der Kindheit zu bewahren – und zwar von dem Kind selbst.

Gern möchten wir im Folgenden nun auf ein paar Inhalte und Besonderheiten näher eingehen, um einen Einblick in dieses wunderbare Buch zu geben. Der Rechercheaufwand sowie die künstlerische und organisatorische Arbeit an diesem Kalender sind in unseren Augen sehr bemerkenswert. Mit sehr viel Liebe zum Detail und genau dem richtigen Blick für die Ausstattung wurde hier ein wirklicher Begleiter für Kinder geschaffen, der ihren Bedürfnissen in jedem Fall gerecht wird und dabei ästhetisch dennoch überzeugt. Eine wichtige Mischung, die zeigt, dass die kleinen LeseEntdecker hier ernst genommen werden.

_DSC0690
Detail von: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger

Als Erstes möchten wir auf ein rein äußerliches Merkmal hinweisen, das wir ganz fantastisch finden. Die Bindung des Jahrbuches ist nicht versteckt – sie ist offen und sichtbar. So sorgt sie nicht nur dafür, dass das Buch besonders stabil und aufschlagefreundlich ist, sondern animiert die Kinder außerdem dazu, genau hinzusehen, zu entdecken und dabei zu verstehen, wie ein Buch gebunden wird.

Und auch sonst gibt es in diesem individuellen Kalender jede Menge Wissenswertes, das regelrecht dazu verleitet, sich weiter zu informieren und Neues zu lernen. Gleich im neuen Jahr (am 03. Januar um genau zu sein) lohnt es beispielsweise nach Sternschnuppen Ausschau zu halten, denn die gibt es in dieser Nacht besonders oft. Warum das so ist und was man unbedingt tun sollte, hat man eine Sternschnuppe gesichtet, wird außerdem verraten. Zusätzlich können die Sternschnuppen mittels Strichliste natürlich noch gezählt und eigene Sternenbilder kreiert werden.

Ein anderes Mal werden solch sportliche Großereignisse wie die Olympischen Winterspiele (Februar 2018) oder die anstehende Fußballweltmeisterschaft (Juni 2018) aufgegriffen, um darüber zu informieren oder um die Möglichkeit zu geben, eigene Gedanken und Notizen dazu aufzuschreiben.

_DSC0714
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Januar
_DSC0622
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Februar
_DSC0612
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – März

Ein erstaunlich buntes Potpourri an Rätseln, Quizaufgaben und Knobeleien sorgt außerdem für viel Abwechslung. Es kann nach Herzenslust gerechnet und mit Sprache experimentiert werden – Formen und Bilder gilt es immer wieder neu zu betrachten, zusammenzusetzen oder weiterzumalen und hier und da muss haarscharf kombiniert werden, um zur richtigen Lösung zu kommen.

Aber auch wer nach einem anstrengenden Schultag einfach runter kommen muss oder etwas Ruhe braucht, findet im KinderJahrbuch regelmäßig Gedichte, Geschichten, Märchen und natürlich eine Fülle an Ausmalmöglichkeiten. Und auch an das Anlegen von kleinen, hilfreichen Listen wurde gedacht. Eine davon hat uns besonders erfreut: am 23.04.2018 – dem Welttag des Buches – können die kleinen LeseEntdecker eine Liste ihrer über das Jahr hinweg gelesenen Bücher anlegen.

_DSC0727
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – März
_DSC0778
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – April

Das KinderJahrbuch bekommt am besten einen festen Platz auf dem Schreibtisch oder in der Leseecke, denn um es immer bei sich zu tragen, ist es definitiv zu dick. Aber es spricht natürlich nichts dagegen, es ab und zu von unterwegs aus um ein paar Eintragungen zu erweitern. Robust genug dafür ist es alle mal. Und über das hervorragend ausgewählte, glatte Papier gleitet so oder so jeder Stift fast wie von selbst – egal wo man gerade ist.

_DSC0629
Unterwegs mit dem KinderJahrbuch © Sandra Hünger
_DSC0646
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – April
_DSC0657
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Mai
_DSC0632
Innenseite aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – September

Ein paar weitere inhaltliche Highlights für uns sind außerdem die verschiedenen Anlässe und Jahrestage, die aufgegriffen werden und so die verschiedenste Themen in den Alltag der Kinder bringen. Zu nennen wären, neben dem bereits erwähnten Welttag des Buches, noch der Tag des Artenschutzes, der Weltwassertag, der Europäische Tag des Fahrrads, die Stunde der Winter- oder der Gartenvögel sowie der Weltlinkshändertag, an dem natürlich jeder das Ausmalbild der Kalenderseite mit links auszumalen hat.

Aber all diese interessanten Inhalte wären ohne die vielen besonderen Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch ziehen, nur halb so spannend für die Kinder. Die Illustratorin Suse Schweizer zeigt dabei sehr schön, wie vielfältig Illustration eben auch für einen Kalender sein kann. Immer wieder verstecken sich dabei kleine Kunstwerke, bei denen man sich fragt, aus welchem Bilderbuch sie eigentlich entnommen sind. Oft sind die Zeichnungen natürlich in Schwarz-Weiß gehalten, um auch der Ausmalkunst des kleinen Kalenderbesitzers Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Auf farbige Illustrationen muss man aber deswegen nicht verzichten – im Gegenteil. Den kleinen LeseEntdeckern wird hier eine große Vielfalt an Techniken und Ausdrucksformen geboten – mal ganz zart oder nur im Hintergrund, ein andermal wieder eher kontrastreich und als wichtiges visuelles Gegenstück zu einer Geschichte oder einem Gedicht.

_DSC0764
Detail aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Oktober
_DSC0756
Detail aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Dezember
_DSC0751
Detail aus: Das KinderJahrbuch © Sandra Hünger – Dezember

Vielfalt ist generell ein sehr kennzeichnendes Merkmal dieses besonderen KinderKalenders, warum es uns nun auch wirklich schwer fällt, den Einblick nicht noch anhand von weiteren Beispielen fortzuführen. Aber im Grunde geht es bei einem solchen innovativen Buch-Projekt, das in unseren Augen nur mit viel Leidenschaft und jeder Menge Einsatz zu verwirklichen ist, hauptsächlich darum, dass es seinen Weg zu den Kindern findet. Erlebtes und Gewünschtes soll aufgeschrieben, Neues gelernt und Vertrautes festgehalten werden – für ein Jahr mit vielen Ideen und ganz wenig Langeweile.

In diesem Sinne möchten wir es sehr empfehlen – die Investition lohnt sich und zum Glück ist Weihnachten schon in greifbarer Nähe. In unseren Augen ein sehr besonderes Geschenk für kleine LeseEntdecker.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert