Mit Fred zwischen Feuerzauber und Eiszeitkunst

Schon zweimal sind wir mit Fred in die Vergangenheit gereist – jeweils etwa 1200 Jahre zurück, einmal zu den Wikingern nach Dänemark und das andere Mal zu den Ureinwohnern Guatemalas – den Maya. Und nun haben wir es wieder getan – zu eindrücklich haben unsere Reiseerinnerungen noch nachgewirkt, denn Zeitreisen mit Fred fasziniert ungemein.

Dieses Mal bleiben wir allerdings in Deutschland. Dafür fällt der Zeitsprung um ein Vielfaches größer aus. Genauer gesagt führt uns Fred in seinem neuesten Abenteuer 35.000 Jahre zurück in die Vergangenheit – zurück in die letzte Kaltzeit, auch Eiszeit genannt.

Fred in der Eiszeit – Der Feuerzauber von Birge Tetzner, erschienen bei ultramar media.

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Fred in der Eiszeit – Der Feuerzauber © ultramar media, Illustration: Hans Baltzer

Doch eigentlich treten wir die Zeitreise dieses Mal schon vor Fred an. Während er gemeinsam mit seinen Eltern noch an einer Führung durch eine der bedeutendsten Höhlen der Schwäbischen Alb teilnimmt, lernen wir bereits Bo, Lu und ihre Familie kennen. Sie sind in diesem Teil die von Birge Tetzner auserwählten Charaktere der Vergangenheit, die das große Vergnügen haben, unseren liebenswürdigen Zeitreisenden kennenlernen zu dürfen. Und sie sind auch diejenigen, die dieses längst vergangene Zeitalter der Erdgeschichte für uns erlebbar machen.

Bo und Lu sind Bruder und Schwester. Sie leben in einer Sippe von 20 Mitgliedern und warten zum Zeitpunkt unserer Begegnung sehnsüchtig darauf, dass sich das Frühjahr ankündigt. Denn dann können sie bald den Tierherden in die Ebenen nach ziehen und für einen kurzen Sommer lang die Höhlen in den geschützteren Tälern verlassen. Zuvor ist es allerdings Bos größter Wunsch, doch endlich das Feuermachen zu erlernen. Wie kompliziert das für ihn ist und was es dabei alles zu beachten gilt, wird uns gleich zum Auftakt der Geschichte bis ins kleinste Detail beschrieben. Bos Ungeduld kann man dabei förmlich am eigenen Leib spüren – grandios, wie es das Team von ultramar media schon in den ersten Minuten und mit nur ein paar wenigen Geräuschen, Klängen und Beschreibungen schafft, uns derart in die Geschichte hinein zu ziehen.

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Innenansicht aus dem Booklet, Illustration: Hans Baltzer

Schließlich zieht es auch Fred hinein. Gerade noch am Untersuchen der Felswände auf sich abzeichnende Mammuts, die sich durch den Lichtstrahl seiner Taschenlampe zu bewegen scheinen, zaubert ihn ein Funke aus Bos neuen Feuerspucker-Steinen aus der Gegenwart in die Vergangenheit. Er landet direkt neben ihm und einen Windhauch später kann unser Abenteuer beginnen.

Fred wird von der gesamten Sippe herzlich aufgenommen und lebt sich auch in diesem Teil schnell in den neuen, ungewohnten Alltag vor 35.000 Jahren ein. Die Stimmung dieses vergangenen Lebens wird sehr schön eingefangen und ermöglicht es den jungen Zuhörern sich eine genaue und vor allem authentische Vorstellung davon zu machen, wie die Menschen in der Eiszeit zusammengelebt haben. Im Hintergrund hört man das Knistern des Feuers, verschiedene Gesprächsfetzen vermischen sich mit Geräuschen des arbeitsamen Höhlenalltags sowie Lus zartem Flötenspiel und im Vordergrund kommentiert Andreas Fröhlich als Erzähler das Geschehen auf seine ganz eigne Art und Weise – interessant, spannend und herausfordernd, aber nie ohne dabei den Faden zum Zuhörer zu verlieren.

Gemeinsam mit Bo und Lu macht sich Fred schließlich auf, um die Gegend um die Höhle herum kennenzulernen. Ihr Weg führt sie vorbei an kargen Landschaften und so manchen Gefahren. Gut ausgerüstet zwar mit Speeren, Schleudern und langen Feuersteinklingen müssen die drei Freunde stets auf der Hut sein – jede Unachtsamkeit und Ablenkung kann einem heranschleichenden, hungrigen Tier leichtes Spiel machen und Bo, Lu und Fred in Lebensgefahr bringen. Diese flirrende Grundspannung herrscht beim gesamten Ausflug der Kinder vor und entlädt sich schließlich im Höhepunkt der Geschichte, als sich dem Dreiergespann nach einigen bereits gemeisterten Herausforderungen schließlich doch noch ein gewaltiger Höhlenlöwe gegenübertritt.

Welche Rolle in dieser Situation Freds Erfahrung aus der Gegenwart oder die Begegnung mit einem jungen Wolf spielt und ob Bo noch rechtzeitig lernt aus Funken ein ganzes Feuer zu entfachen, soll an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden. Fred in der Eiszeit lüftet allerdings in manch anderer Hinsicht das ein oder andere Geheimnis für seine Zuhörer. Erkenntnisse und Ergebnisse jahrelanger Forschung, die im Normalfall nur Experten und Eiszeitinteressierten vorbehalten sind, werden dank Birge Tetzner hier so wunderbar in eine fesselnde Abenteuergeschichte gestreut, dass aus kleinen, gebannten Zuhörern mit Sicherheit kleine, neugierige Nachwuchsforscher werden. Ihre Fragen zu dem neuen Sachwissen, kann dann ein wunderbarer Anfang sein, sich gemeinsam mit Geschichte auseinander zu setzen – zuhause wie auch in der Schule. Eine wunderbare Möglichkeit bieten da beispielsweise Museen und Ausstellungen zum Thema.

Wir haben einen Besuch in Wien zum Anlass genommen, um dort das Naturhistorische Museum zu besuchen, das einen sehr interessanten Blick auf das Phänomen Eiszeit wirft und eine Brücke zu bedenklichen klimatischen Entwicklungen im 20. und 21. Jahrhundert schlägt, indem der Mensch im Spiegel der Klimaentwicklung gezeigt wird.

Viele Details, die in Freds Eiszeit-Abenteuer eine Rolle spielen, können hier ganz unmittelbar bestaunt werden. Die imposante Rekonstruktion einer Mammutjägerhütte, von der die Rede ist, lässt die kleinen Museumsgänger mehr als staunen. Und auch die Ausrüstung von Bo und Fred kann genauestens in Augenschein genommen werden. Speere, Feuersteinklingen, Werkzeuge und verschiedene Kleidungsstücke sind ebenso ausgestellt, wie die kostbaren Elfenbeinfiguren, denen im Hörspiel eine so große Bedeutung zukommt. Sogar auf den Löwenmenschen kann man danke einer sehr guten Kopie einen Blick werfen und auch der Wichtigkeit des Feuers für das Überleben der Menschen wird ein eigener Bereich gewidmet, was natürlich wunderbar zu Bos Anstrengungen mit dem Feuer im Verlauf der Geschichte passt.

Ähnliche Museumserlebnisse kann man auch anderorts mit den kleinen LeseEntdeckern organisieren. In vielen Naturkundemuseen gibt es Bereiche zur Evolution des Menschen, in denen das Leben in der Eiszeit aufgegriffen wird. Außerdem gibt es auch immer wieder Sonderausstellungen und es lohnt sich durchaus etwas zu recherchieren, wo und wann diese besucht werden können. Wer sich ganz konkret auf die Spuren unseres Zeitreisenden begeben möchte, kann das natürlich auch tun. Die Führungen durch die Höhlen der Schwäbischen Alb werden ja tatsächlich angeboten.

Soweit nur ein kleiner Exkurs und EntdeckerTipp, der sich bei Freds archäologischem Abenteuer in der Eiszeit einfach anbietet. Denn hier bekommt man wirklich Lust auf Geschichte und möchte all das Gehörte auch kennen und verstehen lernen.

Wieder einmal ist Birge Tetzner, Rupert Schellenberger und dem gesamten Fred-Team ein außergewöhnliches Hörerlebnis gelungen, das in allen Bereichen überzeugt. Handlung und Sachwissen sind fast untrennbar miteinander verwoben, die Sprecher genau richtig ausgesucht und die Stimmung dank Geräusche- und Sounddesign unglaublich authentisch. Wir finden, Fred in der Eiszeit ist genau richtig für die kommenden ungemütlichen Herbstnachmittage auf der Couch und wünschen spannendes Reisen durch die Zeit.

Dem Team von ultramar media gratulieren wir außerdem zu 10 Jahren Fred – Archäologische Abenteuer und freuen uns auf viele weitere spannende Geschichten und Erlebnisse. Wer nachlesen möchte, wie es zu der ersten Hörproduktion von Fred gekommen ist, kann das im neuen Verlagskatalog hier tun. Gerade erst zur Buchmesse erschienen, ist übrigens auch die überarbeitete Fassung von Freds ersten Abenteuer: Fred im Land der Skythen.

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