Mit Fred unterwegs im Norden

Für längere Autofahrten mit kleinen LeseEntdeckern an Bord sind ja Hörspiele immer ein guter Begleiter. Sie lassen die vielen Autobahnstunden etwas schneller vergehen, weil sie der Fantasie Flügel verleihen – ähnlich wie beim (Vor-)Lesen, das aber beim Fahren nicht jedermanns Sache ist. Auf unserem Weg nach Dänemark haben wir deswegen auch reichlich Hörgeschichten mitgenommen. Eine davon war ganz speziell ausgesucht – sie sollte uns ein wenig in Stimmung und dem Land samt seiner Vergangenheit näher bringen. Wie sehr sie das am Ende tun würde, war uns allerdings bei Reiseantritt noch nicht klar.

Die Rede ist von der wunderbaren Hörspiel-Produktion Fred bei den Wikingern. Sie ist Teil einer Reihe, die Sach- und Abenteuerhörspiel vereint und Geschichte somit unheimlich spannend macht. Uns hat sie auf den Straßen Dänemarks so begeistert, dass wir uns auf die Suche nach dem Haupthandlungsort des Hörspiels begeben haben – einem Wikingerdorf. Mit Bildern von dort soll diese besondere (Hör-)Entdeckung hier nun vorgestellt werden, um Einzug in den EntdeckerKoffer zu halten.

Fred bei den Wikingern – Jarl Ragnalds Vermächtnis von Birge Tetzner, erschienen bei ultramar media.

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Fred ist der junge Held der Geschichte und gleichzeitig Hauptfigur der gesamten Reihe Fred – Archäologische Abenteuer. Ihn schickt die Autorin Birge Tetzner regelmäßig auf Zeitreise und lässt somit die jungen Zuhörer Vergangenheit erleben.

Doch bevor Fred in diesem Fall viele Jahre zurück in das Wikingerzeitalter reist, reist er erst einmal mit seinem Opa Alfred und Hund Hektor von Deutschland nach Dänemark. Das Dreiergespann nimmt ab Rostock die Fähre nach Gezer und fährt von dort aus im alten Opel Record des Großvaters weiter nach Kopenhagen. Der alte Herr, der sonst ständig auf Reisen ist, möchte ein wenig Zeit mit seinem Enkel verbringen und hat ihn deswegen zu einem 3-wöchigen Urlaub im Norden eingeladen. Schon auf der Fähre erzählt er Fred dann von seiner Sehnsucht nach dem Land der Nordmänner (Wikinger) und seiner Begeisterung für die nordische Mythologie. Fred will natürlich alles genau wissen und fragt seinem Opa Löcher in den Bauch, die dieser nur zu gern beantwortet.

Mit der unvergleichlichen Stimme von Jürgen Thormann beginnt Opa Alfred seinem Enkel die nordische Sage von der Entstehung der Welt zu erzählen. Für uns – noch irgendwo auf einer deutschen Autobahn – war das der erste Höhepunkt des Hörspiels. Das Zusammenspiel von Sprecher, Inhalt, Geräuschen und Soundkulisse haben Gänsehautfaktor und lassen ein unheimlich facettenreiches Bild im Kopf entstehen. Man sieht förmlich dabei zu wie Muspellsheim und Niflheim aus dem Nichts heraus entstehen und staunt über das erste Leben – den Riesen Ymir. Die Augen der jungen Zuhörer, wenn aus der Achsel des Riesen ein Mann und eine Frau wachsen und die Kuh Audumla den Stammesvater Buri frei leckt, sind einzigartig – so viel Faszination und Staunen steckt da drin. Trotz der vielen unbekannten Begriffe und Namen hat es das Team von ultramar media geschafft, dass man voller Spannung bis zur Geburt Odins und der vollständigen Erschaffung der Welt dran bleibt.

Für Freds Sprung in die Vergangenheit hat die Autorin einen Schauplatz gewählt, der passender Weise ebenso für das Zusammenspiel von Wissen und Abenteuer steht – das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde. Dort nimmt Fred an einer Kinder-Schiffstour in einem echten Wikingerboot teil und geht beim Hochziehen der Segel schließlich von Bord.

Für die Wikinger stellte das Wasser
nie ein Hindernis dar – sondern einen Weg.

(Zitat aus: Fred und die Wikinger – der Bootsmann erzählt)

 

Schwerelos taucht Fred nun in die Welt der Wikinger ein. Und wir mit ihm – überall um uns Luftblasen und Stille. Bis wir unsanft von zwei groben Wikingerhänden wieder aus dem Wasser herausgefischt werden und uns auf einmal an Bord eines mächtigen Wikingerschiffes wiederfinden. Es ist das Schiff von Jarl Ragnald, der bei einer Schlacht mit seinem Rivalen Jarl Eirik das Leben lassen musste und nun von seinen Männern nach Hause gebracht wird.

Auch Fred wird als Sklave dorthin mitgenommen und lebt als Fred Erikson (Fred – Sohn von Erik) von nun an den Alltag in einem Wikingerdorf vor vielen Jahren (etwa 800-1050) mit. Er lernt Ivar kennen – den Sohn des verstorbenen Jarls und wird ihm ein treuer Freund in dieser schweren Zeit. Er bekommt tiefe Einblicke in die nordischen Sagen, das Schwertschmieden und den Schiffsbau. Mehr und mehr wird er im Dorf akzeptiert und lebt das Leben eines jungen Wikingers. Und weil das Dorfleben so authentisch im Hörspiel dargestellt wird, haben wir kurzerhand beschlossen das Freilichtmuseum in Ribe zu besuchen, wo ein solches Dorf rekonstruiert wurde und man hautnah erleben kann, wie die Menschen dort früher zusammenlebten.

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Natürlich lief das Hörspiel auch auf dem Weg dorthin rauf und runter. Viele Dinge, die wir dort dann wahrhaftig vor uns sahen, kannten wir bereits durch Freds Abenteuer. Das große Langhaus des Jarls ohne Fenster, in dessen Mitte ein großes, wärmendes Feuer loderte, die Schnitzereien an den Türpfosten und natürlich der aufwändig verzierte Holzthron des Jarls und seiner Frau. Die Parallelen zum Hörspiel zu ziehen und Dinge wiederzuerkennen fiel überhaupt nicht schwer und wir konnten den wahren Kern der Geschichte, auf dem jedes Fred-Abenteuer beruht, regelrecht erleben.

So war beispielsweise auch die Hörspielszene vom Heiligen Hain präsent, als wir zur Opferstätte des Dorfes bei Ribe kamen. Auf der Suche nach Ivar gelangt Fred an den Ort, an dem die Wikinger ihren Göttern Opfer darbringen und begegnet der blinden Völva (Seherin) Thorbjörk. Sie weiß um seine Herkunft aus einer anderen Zeit und erzählt ihm, wie sich seine Zeitreise zugetragen hat. Aber sie warnt ihn auch davor die Rückreise in seine Zeit nicht zu verpassen – das Zeitfenster sei nur ein Jahr.

Doch Ivar braucht Freds Hilfe – schon bald soll das Dorf von Jarl Eirik und seinen Männern angegriffen werden. Nach dem Tod des Vaters liegt es nun an ihm die Dorfbewohner und seine Familie zu schützen und ihr Land zu verteidigen. Die beiden Jungen schmieden einen Plan.

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Das Ribe Vikinge Center ist eine wunderbare Ergänzung zum Hörspiel und in jedem Fall einen Besuch wert. Ähnlich wie in Schweden versteht man es auch in Dänemark sehr gut sich vor allem um die jungen Besucher zu bemühen. Es gibt ein Kriegertraining extra für Kinder, Training im Bogenschießen und Schnitzen und überall werden die kleinen Entdecker von den Dorfbewohnern angesprochen, ob sie ihnen nicht etwas erklären können – sei es über die Bauweise der Häuser, den Kräutergarten oder das Prägen von Münzen. Und natürlich tun sie das in Kostümen, die den originalen Wikingerkleidern von damals komplett nachempfunden sind, sodass man fast glauben könnte, gleich gesellen sich Ivar und Fred auch dazu.

Den Ausgang von Freds Abenteuer bei den Wikingern werden wir hier natürlich nicht verraten. Nur so viel sei gesagt – natürlich gibt es noch den dramatischen Höhepunkt der Geschichte, bei dem die Macher besonders effektiv die ganz eigenen Möglichkeiten eines Hörspiels nutzen. Geräusche, Sound und Stimmen sind sehr harmonisch aufeinander abgestimmt und sorgen dafür, dass beim Zuhörer echte Emotionen entstehen.

Fred bei den Wikingern ist in vielerlei Hinsicht ein Erlebnis – in jedem Fall aber ein Hörerlebnis. Die Auswahl der Sprecher ist sehr authentisch, die Musik stimmig und in vielen Szenen vergleichbar mit Filmmusik. Auch der Geräuschemacher hat wunderbare Arbeit geleistet und der Geschichte somit stets echte Atmosphäre verliehen. Und Atmosphäre ist es auch, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Produktion zieht und schließlich sogar das Booklet inklusive Glossar und das Cover – als einziges vorgegebenes Bild –  bestimmt. Sehr treffend hat der Illustrator Hans Baltzer hier die Stimmung von Birge Tetzners Geschichte eingefangen. Und wenn man genau hinschaut, erkennt man sogar Fred mit seiner roten Schirmmütze.

Vielen Dank an das Abenteuerteam von utramar media für diese interessante und spannende Zeitreise – wir legen sie allen schon etwas größeren LeseEntdeckern (etwa ab 8 Jahren) wärmstens ans Herz. Ab 04. Oktober erscheint übrigens das neueste von Freds Abenteuern, von dem indirekt schon in diesem Teil die Rede war – Fred bei den Maya.

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