Wir sind wieder zurück von unserer Schwedenreise und haben von da unheimlich viele Eindrücke und Entdeckungen mitgebracht. In drei Teilen möchten wir euch hier nun davon berichten und euch in eine Gegend mitnehmen, in der Kinderträume wahr werden – nach Südschweden.
Anfang Juli zeigt sich die ohnehin unvergleichliche schwedische Natur von ihrer schönsten Seite. Die wenig befahrenen Straßen werden von weiten Kornfeldern gesäumt, denen die verschiedensten Blumen am Rand einen bunt getupften Rahmen verleihen. Ist man zum ersten Mal in Schweden, sitzt man eigentlich nur still im Auto und genießt, wie ein Feld nach dem nächsten an einem vorüberzieht. Immer wieder tauchen zwischendrin kleine Höfe auf – die Häuser ganz in schwedischem Look aus Holz und mit einem dunkelroten Anstrich versehen, vermitteln uns ein Gefühl von Idylle und Geborgenheit.
Der Grund für dieses aufkommende Gefühl steht wohl aber vor allem in Verbindung mit einer sehr besonderen Autorin, deren Geschichten uns veranlassen diese wunderschöne schwedische Landschaft unweigerlich mit lachenden Kindern, Naturverbundenheit, Ruhe und Ursprünglichkeit in Verbindung zu bringen – Astrid Lindgren.
Ob Pippi, Michel oder Die Kinder aus Bullerbü – bei vielen ihrer Geschichten gibt es einen direkten Bezug zur herrlichen småländischen Natur. Das kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern hat ganz stark mit Astrid Lindgrens eigener Kindheit zu tun – wie so vieles in ihren Büchern. Sie ist im südschwedischen Småland aufgewachsen – nahe der kleinen Stadt Vimmerby und verlebte da eine besonders glückliche Kindheit. Ganz im Einklang mit der Natur und geprägt von viel Liebe und Geborgenheit. Dieses Glück aus ihrer eigenen Kindheit, so scheint es, wollte sie durch ihre Geschichten an andere Kinder weitergeben und erschuf Charaktere und Handlungen, die sie selbst als kleines Mädchen so erlebt hatte. Sie erschuf also Bücher, deren Inspirationsquelle eine sehr glückliche Kindheit ist. Ganz klar, dass diese Bücher alle miteinander unbedingt in den EntdeckerKoffer gehören.
Wir haben uns auf die Spuren dieser wunderbaren Autorin begeben und sind dabei zuerst an einem Ort gelandet, der im ersten Moment wenig von der småländischen Ruhe und Ursprünglichkeit erkennen lässt. Astrid Lindgrens Welt – ein Freizeitparkt für die ganze Familie vor den Toren von Vimmerby. Wir waren etwas skeptisch, das muss gesagt werden – aber am Ende des Tages war von all diesen Zweifeln nichts mehr übrig. Denn Astrid Lindgrens Welt ist nicht irgendein Freizeitpark – hier versucht man tatsächlich Literatur für Groß und Klein erlebbar zu machen. Und das auf eine sehr einfache und vor allem kind- sowie familiengerechte Art und Weise, wie wir es selten gesehen haben – schwedisch eben. Im wahrsten Sinne des Wortes handelt es sich hier um eine eigene kleine Welt, in die man ganz und gar eintauchen kann, um darin wiederum Welt für Welt und Geschichte für Geschichte zu erleben. Astrid Lindgren selbst stand diesem Ort zu Lebzeiten mit viel Wohlwollen gegenüber und auch noch heute ist ihre Familie bei Entscheidungen, die den Park betreffen, involviert.
Kommt also mit und taucht gemeinsam mit uns in Astrid Lindgrens Welt ein – wir hoffen, es ist uns gelungen den Zauber dieses Ortes wenigstens etwas in unseren Bildern festzuhalten.
Wir waren gerade erst im Park angekommen und hatten uns einen der beliebten Leiterwagen für den mitgereisten kleinen LeseEntdecker organisiert, da konnten wir von Weitem schon die vertraute Pippi Langstrumpf-Musik hören. Wir sputeten uns – schließlich wollten wir nicht gerade die Aufführung von Pippi verpassen. Als wir dann an der Villa Kunterbunt ankamen, war der Platz davor schon voller Menschen – in den ersten Reihen versammelten sich viele viele Kinder. Pippi war auch schon da – sie verscheuchte gerade noch die letzten Gäste aus ihrem bunten Heim, denn um der nun stattfindenden Theateraufführung folgen zu können, mussten alle auf der Tribüne Platz nehmen. Und dann ging es los – auf Schwedisch natürlich. Doch auch wenn wir kein Wort verstanden haben, konnten wir der gezeigten Episode wunderbar folgen und haben viel gelacht.
Pippi war bei der Aufführung wunderbar. Sie war genau so, wie wir sie auch aus den Büchern kennen – frech, mutig, stark und herzensgut und auch alle anderen Schauspieler, so schien es, hatten an dem Stück selbst sehr viel Spaß. Im Anschluss konnten Pippis Welt dann wieder nach Herzenslust erkundet werden. Die Villa Kunterbunt gleicht ihrer Illustrationsvorlage aus den Büchern nicht nur von außen, sondern ist auch drinnen sofort wiederzuerkennen. So entdeckt man zum Beispiel das kleine grüne Bett von Herrn Nielson, die Bilder der Hoppetosse über Pippis Bett und die 500 kg Gewichte, die sie ja ohne jede Anstrengung heben kann.
Nach diesem tollen Start haben wir uns einfach treiben lassen, denn das geht in diesem Park besonders gut. Gelandet sind wir dann als Nächstes im kleinen Bullerbü und standen dem Südhof, dem Mittelhof und dem Nordhof gegenüber. Die kleinen Häuschen können auch besichtigt werden – für die Größe kleiner LeseEntdecker haben sie gerade die richtige Höhe. Das Prinzip sich die Schauplätze aus den Kinderbüchern genau anschauen und all die Details der Geschichten wiederentdecken zu können, zieht sich durch den gesamten Park. Wir finden das eine großartige Idee – die kleinen LeseEntdecker können so die Orte betreten, die sie bisher nur in ihrer Fantasie besuchen konnten.
Nächster Halt sollte danach Michels Hof sein. Auf dem Weg dorthin kamen wir allerdings an einem wunderbaren Bonbonladenladen vorbei, wie wir ihn aus Pippi geht an Bord kennen. Da gab es echtes Pippi-Gold, die buntesten Lutscher und als Einstimmung auf die nächste Welt Michels Bonbontüte vom Markt. Den Namen Michel sucht man in Schweden allerdings vergeblich – im Original heißt Astrid Lindgrens liebenswürdiger Lausejunge nämlich Emil. In der deutschen Übersetzung hat man sich damals aber für Michel entschieden, damit es zu keinen Verwechslungen mit Kästners Emil und die Detektive kommt.Was uns dann bei der Vorführung auf dem Katthulter Hof erwartete, war wohl das Highlight unseres Besuches. Gespielt wurden Szenen aus Als Michel den Kopf in die Suppenschüssel steckte und Als Michel die kleine Ida an der Fahnenstange hochzog. Der Hof war sehr liebevoll hergerichtet und man fand sich gleich in den Illustrationen des Buches wieder. Wohnhaus, Trissebude und Tischlerschuppen – an alles wurde gedacht. Auch bei den Schlüsselszenen der Geschichten hat man sich verblüffend genau an Björn Bergs Illustrationen gehalten. Seht selbst!
Am Ende gab es tosenden Applaus und es war herrlich den kleinen LeseEntdeckern nach diesem wunderbaren Ausflug in Michels Welt dabei zuzusehen, wie sie eben diese Stück für Stück erkundeten. Natürlich wurde der Tischlerschuppen gestürmt, um die vielen Holzmännlein zu bestaunen, die Michel nach jedem Unfug geschnitzt hat. Und auch die Tiere konnten besucht werden – z.B. die Pferde Markus und Lukas oder Michels Knirpsschweinchen.
Wenn man die Geschichten von Michel kennt, war die Sprache auch bei diesem Stück keine wirklich Barriere, um zu verstehen, zu lachen und zu genießen. Es wurde viel gesungen und getanzt – besonders die beiden Kinderdarsteller waren einfach nur bezaubernd. Wir sind uns sicher Astrid Lindgren hätte diese Aufführung auch viel Spaß gemacht.