Nach unserer Sommerpause möchten wir heute ganz offiziell in den wunderbaren Bücherherbst starten und setzen gleich da an, wo wir im Juli stehen geblieben sind – bei unserer Reihe zum Thema Freundschaft.

Das erste Freundebuch, das wir für euch ausgewählt haben, ist noch nahezu druckfrisch und erst vor wenigen Tagen bei uns per Büchersendung gelandet. Es trägt den Titel Ein grosser Freund und wurde mithilfe von 32 Unterstützern über die Crowdfunding-Plattform wemakeit realisiert. Ein großes Glück wie wir finden, denn so können wir es nun in den EntdeckerKoffer einziehen lassen.

Ein grosser Freund von Babak Saberi, illustriert von Mehrdad Zaeri und aus dem Persischen übersetzt von Nazli Hodaie – erschienen bei Baobab Books.

Ein grosser Freund © Baobab Books, Illustrationen: Mehrdad Zaeri

Babak Saberis Bilderbuch-Parabel handelt von einer großen und ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem kleinen Rabenmädchen und seinem großen grauen Freund, der dem Buch seinen Namen gibt. Es ist eine Freundschaft auf den ersten Blick, so scheint es gleich zu Beginn der Erzählung. Endlich habe sie einen Freund gefunden, berichtet das Rabenmädchen ihrer Rabenmutter mit großem Überschwang. Nun könnte man meinen, dass das der Rabenmutter herzlich egal ist – schließlich ist sie ja eine Rabenmutter. Aber nein – ganz entgegen ihrem schlechten Ruf sind Rabenmütter durchaus fürsorgliche Mütter, denen sehr viel daran gelegen ist, dass es ihren Sprösslingen gut geht.

Und so möchte natürlich auch unsere Rabenmutter den Freund ihres Mädchens kennenlernen. Ihn begrüßen und sich von ihrer besten Seite zeigen. Doch zu ihrem großen Schreck handelt es sich bei dem auserwählten Spielkameraden nicht um ein kleines Rabenkind, sondern um einen Elefant. Einen Elefant – mit langem Rüssel, Stoßzähnen und mächtigen Elefantenfüßen.

Innenseite aus: Ein grosser Freund © Baobab Books, Illustrationen: Mehrdad Zaeri

Innenseite aus: Ein grosser Freund © Baobab Books, Illustrationen: Mehrdad Zaeri

Schnell ist das Urteil der Rabenmutter gefällt – nein, so eine Freundschaft das ginge doch nicht. Habe sie dem Rabenmädchen nicht immer gesagt, es solle sich einen Freund suchen, der so groß ist wie es selbst?

Aber das kleine Rabenmädchen kann darüber nur staunen. Von welchem Größenunterschied spricht ihre Mama da nur? Fliegt sie etwas niedriger und springt ihr grauer großer Freund etwas höher, dann sind sie genau gleich groß. Doch die Bedenken der Mutter lassen sich so schnell nicht zerstreuen. Ein Glück weiß die kleine schlaue Rabentochter aber immer genau das richtige Argument entgegen zu setzen. Besonders berührt hat uns dabei ihre schlaue Antwort zur Frage der Kommunikation zwischen den scheinbar ungleichen Freunden.

“Sag mal, kannst du überhaupt Elefantisch?”,
fragte die Mutter.
“Nein, das kann ich nicht.”
“Wie sprichst du denn mit ihm?”
“Na, mit Zeichen und mit Blicken.”

Und dann lässt das Rabenmädchen seine Mutter noch wissen, dass sie sich die wunderschönsten Geschichten erzählen werden. Ein Argument, dem sie so natürlich nicht mehr widersprechen kann. Vor allem dann nicht mehr, als sich vor ihr eine Art Schattentheater auftut, das ihr ganz klar zeigt, dass Rabe und Elefant scheinbar doch gleich groß sein müssen.

Innenseite aus: Ein grosser Freund © Baobab Books, Illustrationen: Mehrdad Zaeri

Schließlich lässt die Rabenmutter die beiden neuen Freunde ziehen und bleibt zurück – mit einer neuen Sicht auf die Bedeutung von Größe, Freundschaft und Ungleichheit. Eine Lehre, wie sie am besten von Kindern erteilt werden kann – durch ihren noch unverstellten und offenen Blick auf die Welt.  Der Autor selbst sagt dazu:

“Grösse hat so viele unterschiedliche Bedeutungen.
Ich glaube, es ist etwas vom Wichtigsten,
dass wir in einer Freundschaft aneinander wachsen können.”

Eine Botschaft, die diese warmherzige Geschichte in jedem Falle weitergibt. Nicht zuletzt natürlich auch aufgrund der Bilder von Mehrdad Zaeri. Sie erzählen an genau den richten Momenten weiter, machen Gedanken sichtbar und berühren mit nur wenigen Strichen und grafischen Mitteln. Sie überraschen mit ungewöhnlichen Perspektiven, sind mitunter wirklich komisch und wirken lange nach.

Wir sind sehr froh, dass wir einen kleinen Beitrag zu diesem tollen Buchprojekt aus dem Hause Baobab Books leisten konnten. Denn die Förderung von kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur ist in jedem Falle unterstützenswert. Vielen Dank!

In diesem Sinne möchten wir natürlich auch auf die neue Ausgabe des wunderbaren Kolibri-Katalogs hinweisen, über den wir hier bereits geschrieben haben.