Mit Fred die Faszination der Archäologie entdecken

Am Freitag erscheint nun endlich das lang ersehnte erste Buch aus dem Hause ultramar media. Vom Hörbuch zum Buch – ein ungewöhnlicher, aber kennt man das Verlagsteam, mehr als schlüssiger Weg.

Es wird Freds Reise zu den Wikingern sein, die sich als erstes Abenteuer von vielen in ein Buch verwandeln wird. Und weil wir genau über eben dieses großartige Wikinger-Hörspiel einst zu Fred und zu ultramar media gefunden haben, möchten wir die verbleibenden Tage bis zur Buchpremiere nun zum Anlass nehmen, um einmal dorthin zu gehen, wo alles begann. Ins Land der Skythen und zum Tell Halaf.

Diese beiden Hörspiele waren nämlich eigentlich die ersten Produktionen des Verlages. Mittlerweile haben Birge Tetzner und Rupert Schellenberger sie jeweils in einer überarbeiteten Fassung neu aufgelegt und es ist längst überfällig, dass sie nun auch in unseren Fundus hier einziehen. Denn gerade in diesen beiden ersten Reisen des Fred Reinhart legt die Autorin den Grundstein für seine Archäologiebegeisterung und seine Vorliebe für die Vergangenheit. Hier geht sie auch am stärksten auf das Geschehen an einem Ausgrabungsort ein und weckt somit viel Interesse für die Archäologie.

Fred im Land der Skythen – Eine ungewöhnliche Freundschaft von Birge Tetzner, erschienen bei ultramar media.

Fred im Land der Skythen – Eine ungewöhnliche Freundschaft © ultramar media,
Illustration: Hans Baltzer


In diesem ersten Abenteuer, das Birge Tetzner vor zehn Jahren als Kinderführung für eine Ausstellung über die Skythen geschrieben hat, begegnen wir erst einmal einem etwas anderen Fred, als wir ihn aus den nachfolgenden Hörspielen kennen. Er begleitet seinen Vater in den Sommerferien zu einer sehr wichtigen Expedition in die sibirische Steppe, hat zu dieser Zeit aber mit Ausgrabungen und archäologischen Funden noch wenig am Hut. Vielmehr möchte er ein Abenteuer erleben und dabei vielleicht sogar einen Schatz finden. Doch nachdem er sich nach den ersten beiden Wochen zu langweilen beginnt, bereut er es schon fast, dass er mitgefahren ist. Aber eben nur fast – denn dann passiert etwas, das tausendmal besser ist, als einen Schatz zu finden. Er begegnet Kolaxais und Argimpasa – einem skythischen Reiter und seiner Nichte, die auf ihrem Pferd Tagitaus ca. 2700 Jahre aus der Vergangenheit geradewegs zu ihm geritten kommen. Und das tun sie vor einem sehr beeindruckendem Sound- und Geräuschehintergrund, wie man es von den Fred-Hörspielen gewohnt ist. Man reitet förmlich mit durch den pfeifenden Wind, hört unter sich das Pferdegetrappel und spürt den Druck der unsichtbaren Zeltwand beim Wechsel der Zeiten.

Nach einer kurzen, vorsichtigen Annäherung freundet sich Fred mit den beiden Zeitreisenden an, schleicht sich immer wieder von seinem Zelt im Ausgrabungslager davon und besucht sie regelmäßig an ihrer Lagerstelle. Dort sitzen sie am Anfang viel zusammen, lernen sich kennen und versuchen zu begreifen, was gerade vor sich geht. Fred muss viel erklären – natürlich haben Kolaxais und Argimpasa noch nie etwas von Berlin, einem Anruf, Satellitenverbindung oder dem Beruf des Archäologen gehört.

Sie graben nach eurer Vergangenheit.

Freds Erklärung für Archäologen


Doch im Gegenzug dazu erzählen die beiden natürlich auch viel von ihrer Welt. Von Treffen zu Treffen taucht Fred so immer mehr in die Zeit der Skythen ein und lernt deren längst vergangene Kultur auf ganz unglaubliche Art und Weise kennen – aus erster Hand sozusagen, von zweien, die sie einst lebten und mit gestaltet haben. Geduldig beantworten Kolaxais und Argimpasa Fred jede Frage, beschreiben ihm beispielsweise Das Land in dem die Federn fliegen und entführen ihn sogar in die skythische Mythologie. Sie berichten von ihren Göttern, von Schutzritualen und den dazugehörigen Symbolen, erklären, warum sie Kleidung und Schmuck mit verschiedenen Tieren verzieren und erzählen ihm die Legende Von den goldenen Werkzeugen, die vom Himmel fielen.

Fred im Land der Skythen – Eine ungewöhnliche Freundschaft © ultramar media, Illustration: Hans Baltzer


Passagen im Hörspiel, die sicherlich viele Kinderherzen höherschlagen lassen, sind außerdem die Ausritte auf Tagitaus, die Fred gemeinsam mit Kolaxais unternimmt. Sehr schön wird darin die besondere Verbindung zwischen Kolaxais und seinem Pferd beschrieben. Durch sehr viel Nähe und Vertrauen zwischen Reiter und Pferd zählen die Skythen bis heute zu den besten Reitern überhaupt, denen es sogar möglich war, bei schnellem Galopp den Bogen zu benutzen.

Wir sind eins mit unseren Pferden.
Unsere Feinde glauben wir sind Kentauren,
so verwachsen sind wir mit ihnen.

Kolaxais


Und auch mit Argimpasa hat Birge Tetzner eine Figur geschaffen, die sicher von vielen Kindern geliebt wird. Eine kleine Abenteuerin, die seit der ersten Begegnung von Fred und dem Geheimnis, das ihn zu umgeben scheint, fasziniert ist. Außerdem kennt sie sich in vielen Dingen unheimlich gut aus, ist lustig und mit der Schamanin befreundet, was für die erhoffte Rückreise der beiden in die Vergangenheit noch von großer Bedeutung sein soll.

Fred im Land der Skythen in der überarbeiteten Jubiläumsedition ist in jedem Fall ein Muss für alle Fred Fans und eine wunderbare Gelegenheit für alle anderen ihn kennenzulernen. Uns ist nach diesem Abenteuer nun auch klar, warum Fred eben zu einem kleinen Nachwuchsarchäologen geworden ist. Denn wenn man während einer Ausgrabungsexpedition in der einsamen sibirischen Steppe neben einem grandiosen Ausgrabungsfund auch noch zwei Freunde aus der Vergangenheit findet, mit denen man danach auf ewig verbunden ist, dann wird Geschichte mehr als lebendig.

Und genau da wo Freds erste Reise aufhört, setzt im Grunde die zweite wieder an. Freds Begeisterung für vergangene Kulturen ist ungebrochen und so kommt es dazu, dass er seinen Vater auf eine weitere Ausgrabungsexpedition begleitet. Diesmal nach Vorderasien, in den Norden von Syrien zum geheimnisumwobenen Tell Halaf.

Fred am Tell Halaf – Abenteuer bei den Beduinen von Birge Tetzner, erschienen bei ultramar media.

Fred am Tell Halaf – Abenteuer bei den Beduinen © ultramar media, Illustration: Hans Baltzer


Doch bevor das eigentliche Abenteuer beginnt, lässt Birge Tetzner Freds Vater noch eine andere Geschichte erzählen. Die Geschichte von Max von Oppenheim und seinem spektakulären Skulpturenfund im Jahre 1899. Sie erklärt, warum die neuen Ausgrabungsarbeiten, die er nun in Syrien leiten soll, von so großer Bedeutung sind und warum die Skulpturen vom Tell Halaf in besonderer Weise für Zerstörung und Wiederaufbau stehen.

Diese doch relativ umfangreichen Geschichtsfakten, die vom Leben des Möchtegern-Archäologen Max von Oppenheim über den Fund der Skulpturen, deren Ausstellung in Berlin bis hin zur Zerstörung im zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau aus einem Scherbenhaufen reichen, werden fast nebenbei vermittelt und wunderbar im Handlungsstrang der Geschichte verwoben. Wir sind jedes Mal aufs Neue überrascht, wie einfach und nachhaltig die kleinen LeseEntdecker durch Fred zu geschichtlichem Wissen kommen. Und auch der Bereich der Archäologie wird mit einfachen Mitteln wunderbar anschaulich erklärt. So ist beispielsweise der Vergleich eines Tells mit einer Lasagne schlicht weg genial. Das merken sich die Kinder – Schicht für Schicht, so entsteht mit der Zeit ein Siedlungshügel, den dann die Archäologen auch wieder Schicht für Schicht in ihren Grabungen freilegen und dabei hoffen auf Zeugnisse der Vergangenheit zu stoßen, die ihnen Auskunft darüber geben, wer dort vor vielen Jahren gelebt hat.

Und da wir eine solche anschauliche Wissensvermittlung ja immer ganz toll finden, haben wir uns von Birge Tetzner auch zu einem kleinen EntdeckerTipp inspirieren lassen. Zwar hat das nichts mit Lasagne zu tun, aber wir haben ein kleines DIY-Tutorial für ein eigenes Ausgrabungs-Set vorbereitet, mit dem die kleinen LeseEntdecker ganz wunderbar die Arbeit von Freds Vater nachempfinden können.



Anleitung Teil 1
Alte Schätze zusammensuchen – Werkzeug und Gips bereitlegen – Gips einrühren
Schicht für Schicht Schätze vergraben – alles fest werden lassen



Schließlich brechen Fred und sein Vater nach Syrien auf und nehmen die Hörer in eine Kultur mit, die einen sofort in ihren Bann zu ziehen scheint. In großem Maße liegt das natürlich auch an der Musik und am perfekt abgestimmten Sounddesign von Rupert Schellenberger.

Wir fahren nach Syrien,
weil es immer noch viele ungeklärte Fragen gibt.
Wir wissen noch zu wenig über den Tell Halaf.
Und die Antworten können wir nur dort finden,
wo von Oppenheim damals auch war.

Freds Vater


Fasziniert von der Geschichte des Max von Oppenheims und auf der Suche nach irgendwelchen Spuren von ihm entdeckt Fred vor dieser Klangkulisse am Ausgrabungsort die Überreste des alten Grabungshauses von Max von Oppenheim – das Wüstenschloss. Eine Ruine, in der noch Oppenheims Schreibtisch und einige seiner Arbeitsutensilien zu finden sind. Doch Fred findet dort vor allem einen Freund und ein Abenteuer, das er sich nie zu träumen gewagt hätte.

Ja, Fred trifft auf Max von Oppenheim und reist mit seiner Hilfe in die faszinierende Welt der Beduinen. Und auch wir kommen dabei in den Genuss von vielen spannenden und aufregenden Details dieser Lebenswelt und erfahren natürlich auch mehr über die Herkunft der Skulpturen vom Tell Halaf.

Besonders gut gefällt uns bei diesem und auch bei dem ersten Teil, dass es Fred möglich ist, unmittelbar Bezüge zwischen seinem neuen geschichtlichen Wissen und der Gegenwart herzustellen. Sein Hin- und Herpendeln zwischen dem Ausgrabungslager und dem jeweiligen Ort der Vergangenheit symbolisiert ganz wunderbar die unsichtbare Verbindung, die zwischen Gegenwart und Vergangenheit existiert. Immer wieder bringt er Informationen von der einen zur anderen Seite und verblüfft beispielsweise seinen Vater nicht nur einmal mit unglaublichen Theorien und Geistesblitzen, die sich im Verlauf der weiteren Ausgrabungen tatsächlich als wahr herausstellen. Ein wunderbarer Kniff, den Birge Tetzner da angewandt hat, denn so zeigt sie den jungen Zuhörern, dass es sich lohnt, wenn man sich für Geschichte interessiert und welche spannenden Rückschlüsse zur Gegenwart dabei herauskommen können.



Anleitung Teil 2
Schichten Stück für Stück freilegen – Schätze und Zeitzeugnisse finden – weitergraben
noch mehr Schätze finden – mächtig stolz auf seinen Fund sein



Fred am Tell Halaf erfüllt in unseren Augen alle Maßstäbe, die man an ein Hörspiel nur setzen kann. Die Charaktere sind wunderbar entworfen, auf einander abgestimmt und eingesprochen. Max von Oppenheim zuzuhören beispielsweise macht unheimlich viel Spaß und auch bei der Begegnung mit dem jungen Beduinen Sayid sind so viele Szenen, die auf unterschiedliche Art und Weise berühren.

Kopf hoch,
Mut hoch
und Humor hoch.

Max von Oppenheim


Und berührend ist auch das Vorwort zur Neuauflage, dem Birge Tetzner und Rupert Schellenberger im Booklet einen einleitenden Platz gewidmet haben. Sie vereinen hier eine Reihe von Gedanken vor allem in Bezug auf die derzeitige Situation in Syrien und deren Folgen für die Menschen sowie deren Kulturgüter, zu den die Götterskulpturen vom Tell Halaf in besonderem Maße gehören und zeigen auf, dass eine Reise, wie Fred und sein Vater sie im Hörspiel genommen haben, gerade so nicht mehr möglich wäre.

Außerdem wird im Booklet ein umfangreicher Einblick in die Geschichte von Max von Oppenheim gegeben sowie die Odyssee und schließlich der Wiederaufbau seiner gefundenen Skulpturen beschrieben.

Innenseite Booklet Fred am Tell Halaf – Abenteuer bei den Beduinen © ultramar media, Illustration: Olaf M. Teßmer
Innenseite Booklet Fred am Tell Halaf – Abenteuer bei den Beduinen © ultramar media
Detail Booklet Fred am Tell Halaf – Abenteuer bei den Beduinen © ultramar media


Ein tolles Projekt, dem wir ganz viele wissbegierige kleine Nachwuchsarchäologen wünschen. Mit Hammer und Meißel in der Hand und einem roten Capy auf dem Kopf. Fred als Vorbild – nichts einfacher als das. Danke ultramar media für diesen sympathischen Helden.

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