Mit Büchern bunte Brücken bauen (Teil III)

Was in dieser Reihe auf keinen Fall fehlen soll, ist ein Buch zum Selberlesen – nicht ganz so dick, damit die Motivation und das Zutrauen treue Begleiter zwischen den Zeilen werden und ausgestattet mit so richtig fantasievollen Illustrationen sowie einer abenteuerlichen Geschichte. All das trifft auf dieses feine Büchlein zu, das erst kürzlich neu erschienen ist und das ich nun für diese Fortsetzung der bunten Brücken ausgewählt habe.

Wenn ich zurückkomme, ist Sommer von Wouter Klootwijk, illustriert von Enzo Pérès-Labourdette und aus dem Niederländischen übersetzt von Kristina Kreuzer, erschienen bei WooW Books.

Wenn ich zurückkomme, ist Sommer ©WooW Books, Illustrationen: Enzo Pérès-Labourdette


Es ist eine Geschichte, wie ich sie als Kind selbst wohl unheimlich geliebt hätte. Ein kleines Mädchen begibt sich – auf dem Rücken eines Pferdes – allein auf eine ungewisse Reise vom Meer bis zu den Bergen – immer am Fluss entlang, der ihm den Weg weist. Möglich machen diese Reise die Eltern der kleinen Protagonistin, indem sie ihr diesen weiten Weg und die Aufgabe, das Pferd zu ihrem Onkel in den Schwarzen Wald zu bringen, zutrauen. Und genau von diesem Zutrauen geht eine ganz besondere Faszination für die kleinen LeseEntdecker aus, denn im Grunde wünscht sich jedes Kind, dass ihm etwas zugetraut wird und es Dinge allein schafft.

An einer Stelle erinnert mich die Geschichte sogar etwas an Ronja Räubertochter, das wohl berühmteste Kind aus einem Kinderbuch, dem von seiner Familie ordentlich etwas zugetraut wird. An der Stelle nämlich, als der Vater die Tochter verabschiedet und ihr noch etwas auf den Weg mitgibt. Ein Seil, dessen Zweck sie aber allein herausfinden wird – dann, wenn es an der Zeit ist und sie es braucht. Genau dieses große Zutrauen und Vertrauen in die Kompetenz des Kindes kennen wir auch von Mattis, dem Räuberhauptmann, in seine kleine Ronja, als sie auszieht, um den Frühling im Wald zu entdecken. Wie schön, dieses Szenario in einem aktuellen Kinderbuch wiederzufinden!

Innenseite aus: Wenn ich zurückkomme, ist Sommer ©WooW Books, Illustrationen: Enzo Pérès-Labourdette
Innenseite aus: Wenn ich zurückkomme, ist Sommer ©WooW Books, Illustrationen: Enzo Pérès-Labourdette


Wouter Klootwijk lässt die kleine Anne van Teun also auf dem Pferd Wilma immer weiter vom Meer und ihrem Zuhause wegreiten – den glitzernden Fluss entlang, vorbei an Wiesen und Weiden, durch Dörfer, zu einer Fähre und vorbei an einer großen Stadt. Die Begegnungen, die sie dabei macht, sind lustig und berührend zugleich. Einmal macht sie Bekanntschaft mit einem Eisverkäufer, dem sie in großer Not hilft und dafür eine extra Portion Eis für Wilma bekommt. Ein Andermal trifft sie den etwas schüchternen Bauernjungen Jan, bei dem sie und ihr Pferd in einem wunderbaren Bett aus Stroh übernachten können und von dem sie mehr mitnimmt, als nur zusätzlichen Proviant.

Immer wieder streut der Autor in seine Geschichte außerdem wissenswerte Details und regt die jungen LeserInnen zum Nachdenken an. So stellt sich Anne bei einer Begegnung mit einer sehr netten Putzfrau beispielsweise die Frage, warum manche Menschen ihre Arbeit wichtiger als Putzen ansehen und das dafür von jemand andrem erledigen lassen.

Bei all diesen Stationen verliert Anne aber nie das Glitzern des Flusses aus dem Auge, auch dann nicht, als sie die Entscheidung trifft, auf Wilma zu schlafen, um die Nacht durchreiten zu können. Doch dann schläft sie schließlich ganz fest ein und es kommt zu einem dramatischen Zwischenfall, der droht die Reise kurz vor dem Ziel zum Scheitern zu bringen. Wird Anne zusammen mit Wilma noch im Schwarzen Wald ankommen?

Detail aus: Wenn ich zurückkomme, ist Sommer ©WooW Books, Illustrationen: Enzo Pérès-Labourdette

Mit Wenn ich zurückkomme, ist Sommer können wir in diesen Tagen eine ganz besondere Reise unternehmen, ohne dabei aus dem Haus gehen zu müssen. Die Bilder dazu hat Enzo Pérès-Labourdette in warmen Pastelltönen gezeichnet und ermöglicht den BetrachterInnen somit die Welt durch Annes Augen zu sehen. Ganz zart, aber herzlich und mit viel Mut und Liebe. Die vielen Muster und Details geben den Illustrationen zusätzlich etwas Folkloristisches, ja fast Märchenhaftes.

Ein ganz wunderbarer Kinderroman für Mädchen wie Jungen oder aber gerade auch zum Vorlesen mit der ganzen Familie, um sich gemeinsam immer mal kurz wegzuträumen – über die bunten Brücken, die uns die Literatur zu bauen vermag.

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