Aktuell hört und liest man viel von den Bienen und wie es ihnen geht. Man könnte fast meinen, sie bekämen endlich die Aufmerksamkeit, die sie so dringend benötigen. Aber wir sind uns nicht ganz sicher, ob uns das nicht vielleicht nur so vorkommt, da wir vieles, was für diese faszinierenden kleinen Tiere hier und dort getan wird, seit ein paar Jahren genauer verfolgen.
Für unsere Reihe Naturstaunen wollten wir eine Auswahl an Büchern zusammenstellen, die den kleinen LeseEntdeckern dabei helfen sollen, die Bedeutung der Bienen zu verinnerlichen. Denn bei der jüngsten Generation ein Bewusstsein dafür schaffen, welch wichtigen Stellenwert Bienen für das Leben auf unserem Planeten haben, empfinden wir als äußerst dringlich. Vor einem Jahr haben wir deshalb auch einem befreundeten Imker einen Besuch abgestattet, haben dabei viel erfahren und sind danach ganz und gar in die Welt der Bienen eingetaucht. Wir haben uns eingelesen, einen sehr interessanten – wenn auch zugleich ziemlich erschreckenden – Film gesehen und an verschiedenen Stellen weiter recherchiert.
Das erste Kinderbuch zum Thema, das uns dabei besonders aufgefallen ist, haben wir kurzerhand mit zu unserem Imker des Vertrauens genommen und konnten mit den kleinen LeseEntdeckern noch an Ort und Stelle erste Parallelen der Geschichte zu den vielen summenden Freunden in nächster Nähe ziehen.
Bienen – Kleine Wunder der Natur von Britta Teckentrup, erschienen bei arsEdition.
Britta Teckentrups Bilderbuch über die Bienen vereint ganz wunderbar erzählende Elemente und erstes Faktenwissen für die Allerkleinsten. Mit kurzen gereimten Zeilen und herrlich farbenfrohen Bildern entführt sie die kleinen LeseEntdecker in die Welt dieser kleinen nützlichen Tiere. Zuerst begleiten sie eine einzelne Biene auf ihrer Reise durch Wald und Wiese, halten mit ihr Ausschau nach Blüten und folgen schließlich einer goldenen Spur aus Blütenstaub zurück in den Bienenstock. Nur um gleich im nächsten Moment mit einem ganzen Bienenschwarm wieder durch die Luft zu sausen und fleißig von Blüte zu Blüte das entdeckte Blumenfeld zu erkunden.
Große Besonderheit dieses Bilderbuches sind die Gucklöcher in Wabenform, durch die man immer wieder die kleine Biene und im weiteren Verlauf auch ihre vielen Schwestern erspähen kann. Die Wabenstruktur in dieser Form mit in ein Bilderbuch über Bienen einzubauen ist schlicht weg großartig. So kann diese einfache, aus der Natur hervorgebrachte Form, die für Stabilität und Leichtigkeit zugleich steht, sogar ertastet und somit auf einer für ein Bilderbuch eher ungewöhnlichen Ebenen erfahren werden. Ein Ansatz, der nur dazu einlädt, mit den kleinen LeseEntdeckern weiter in Richtung Geheimnisse der Wabenstruktur zu forschen – sei es im reinen Sachkontext oder aber über einen kreativen oder spielerischen Weg.
Ein weiteres Detail, mit dem es der Künstlerin ganz wunderbar gelingt Sachinformationen in einen fast schon magischen Kontext zu setzen, ist die goldene Spur aus Blütenstaub, der es durch das Buch hindurch zu folgen gilt. Das Wunder der Bestäubung lässt sich damit so einfach und nachdrücklich erklären, dass man sich fast wünschen würde, Britta Teckentrups Bilder gäbe es in bewegter Form.
Natürlich gibt es neben den Bienen auch jede Menge andere Tiere, Pflanzen und Naturräume zu entdecken. Manche Doppelseiten entpuppen sich regelrecht als wahre Suchbilder, bei denen man gern etwas länger hängen bleibt, um gemeinsam zu staunen. Und immer wieder ist außerdem die Rede von dem Wunder, das diese kleinen Tiere vollbringen. Durch ihren Fleiß und ihren Zusammenhalt als Schwarm lassen sie unsere Blumen wachsen – eine so grundlegende und dennoch so wichtige Botschaft, die es gilt in die Welt hinaus zu rufen.
Weil alle Blumen und alle Pflanzen
nur blühen, wenn die fleißigen Bienen tanzen.
(Britta Teckentrup: Bienen – Kleine Wunder der Natur)
Bienen von Britta Teckentrup sensibilisiert auf besondere Art und Weise für einen achtsamen Blick auf die Arbeit unserer Bienen und schafft Anlass zum Fragen und Erzählen. Ein ganz wundervolles Bilderbuch für Klein wie Groß und wunderbar geeignet, um es bei sich zu haben, wenn man ihnen einen Besuch abstattet.
Im Garten des Imkers begrüßen die Bienen uns mit ihrem geschäftigen Summen und wir haben beinahe etwas Sorge, wir könnten sie mit unserem Besuch bei der Arbeit stören. Aber die vielen Fragen und unsere große Neugier sorgen dafür, dass wir ihr Summen dann eher als willkommene Einladung auffassen. Und das Netz des Imkerhutes, den wir aufgesetzt bekommen, erscheint uns wie ein geheimer Vorhang, durch den wir ihr emsiges Treiben heimlich beobachten können. Was für ein Abenteuer!
Wir erfahren, dass es dreizehn Bienenvölker sind, die in den bunten Beuten, die sich vor uns stapeln, leben. Und dass im Sommer zu jedem Volk etwa 50 000 Tiere gehören. Für kleine LeseEntdecker ist das eine beeindruckend hohe Zahl, die natürlich für viele weitere Fragen sorgt. Ist es nicht ziemlich eng für all die Bienen im Stock? Und wie sieht es da drinnen eigentlich aus? Wie verständigen sie sich miteinander und woher wissen sie, wer im Bienenstock, was macht?
Ein paar Völker dürfen wir genauer in Augenschein nehmen und ihre Meisterleistungen im Wabenbau bestaunen. Wir entdecken Wabenzellen mit Blütenpollen, ihre Honigvorräte und sogar eine Königin, die der Imker extra markiert hat, um sie schneller zu finden. Außerdem erfahren wir, wie der Imker der Honigbiene durch seine Pflege hilft und erkennen, welchen Beitrag er mit seiner Arbeit für ihren Erhalt leistet. Er kümmert sich um eine sichere Behausung, beobachtet und kontrolliert regelmäßig den Bestand und sorgt für ihre Gesundheit.
Im Gegenzug dazu erntet er ihre wertvollen Produkte. Mensch und Tier helfen sich gegenseitig – ein schöner und wichtiger Gedanke für die kleinen LeseEntdecker. Denn die Bienen brauchen in der Tat unsere Hilfe. Sie brauchen mehr von diesen leidenschaftlichen Imkerinnen und Imkern im Lande, die sich dafür entscheiden, Bienenvölker in Obhut zu nehmen oder aber mehr kleine und große Hobbygärtnerinnen und -gärtner, die in ihren Gärten für ein vielfältiges Blütenangebot sorgen.
[easy-image-collage id=6830]
Und sie brauchen generell ein Umdenken, was die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft betrifft. Denn seit den 2000er Jahre geht es den Bienen in vielen Gebieten der Erde nicht gut. Man spricht sogar von einem globalen Bienensterben, das mittlerweile ganz konkret mit dem großflächigen Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf Freilandfeldern und -plantagen in Verbindung gebracht wird.
Diese besorgniserregende Entwicklung und ihre Folgen auch in Kinderbüchern aufzugreifen und somit dafür zu sorgen, dass unsere Kinder von Anfang an ein Bewusstsein für die notwendigen Veränderungen entwickeln, ist in unseren Augen von großer Bedeutung. Daher haben wir bei der weiteren Auswahl an Bienenbüchern auch besonders darauf geachtet.
Natürlich ist am Anfang auch erst einmal die Frage zur Entwicklung der Biene und des gesamten Bienenvolkes zu klären, warum es uns auch wichtig ist, in unserer Auswahl ein Buch dabei zu haben, in dem der Prozess vom Ei zum Insekt beschrieben wird. Die kleine Pixi-Variante eines wunderbaren Sachbilderbuches zum Thema, das 2005 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten wurde, ist dafür genau richtig. Vor allem, weil es den Blick von den Honigbienen auch auf ein paar andere Bienenarten und Insekten lenkt.
Nester bauen, Höhlen knabbern – Wie Insekten für ihre Kinder sorgen von Anne Möller, als pixi-Ausgabe in gekürzter Fassung erschienen im Carlsen Verlag (Originalausgabe Atlantis im Orell Füssli Verlag).
Anne Möller stellt den Nachwuchs verschiedenster Insekten in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und zeigt, wie unglaublich erfinderisch viele Insekten doch dafür sorgen, dass ihre Kinder in Sicherheit schlüpfen können. Dabei lernen die kleinen LeseEntdecker fast nebenbei, dass sich die Entwicklungsphasen der meisten Insekten stark gleichen.
Ihre Bilder veranschaulichen diesen Prozess aus Sicht einer Naturforscherin, der es gelingt, die entscheidenden Entwicklungsphasen unheimlich klar und detailliert mit dem Stift und diversen Collagetechniken festzuhalten. Zusammen mit den wunderbaren Lebenszyklus-Figuren von Safari können kleine Bienenforscher das Grundlegende so außerordentlich effektiv begreifen. Ein wunderbarer kleiner Naturbegleiter dieses dünne Heftchen.
Auch wenn es derzeit im Bereich Sachbuch über Bienen und Insekten viele weitere nennenswerte Titel auf dem Markt gibt, haben wir uns noch für ein Buch aus vergangenen Zeiten entschieden. Es folgt einem Gespräch zwischen Tochter und Mutter über die Bienen und zeigt neben vielen wissenswerten Dingen eben auch den Blick in die Vergangenheit, der mehr als aufhorchen lässt.
Summsurrum – Aus dem Leben der Honigbienen von Traudel Hoffmann, erschienen 1982 im dam. Rudolf Arnold Verlag Leipzig.
Nach einem Bienenstich und der traurigen Erkenntnis, dass die Biene nun sterben wird, bittet die kleine Protagonistin aus dem Buch ihre Mutter, ihr mehr von den Bienen zu erzählen. Und so gelangen auch die kleinen LeseEntdecker in den Genuss von kurzen, aber trotzdem recht detaillierten Antworten zu Fragen nach beispielsweise ihren ursprünglichen Behausungen in der Natur, ihrem Sammelverhalten im Laufe der Jahreszeiten oder dem Leben im Bienenstock. Besonders interessant ist der Bezug zu den Obstbauern und den Gefahren für die Bienen im Buch. Heute würde die Beantwortung der Mutter sicher anders aussehen müssen – leider.
Die Bauern und Gärtner nehmen
bei der Bekämpfung von Schädlingen
Rücksicht auf die Bienen
und behandeln Obstbäume und Felder
während der Blüte nicht mit Chemikalien.
Diese würden nämlich nicht nur die schädlichen Insekten,
sondern auch die nützlichen Bienen,
die Helfer unserer Landwirtschaft, töten.
(Traudel Hoffmann: Summsurrum – Aus dem Leben der Honigbienen)
Mit etwas größeren Kindern kann an so einem Punkt sehr gut eine Brücke zur heutigen Landwirtschaft gezogen werden. Es kann gemeinsam nachgeforscht werden, ob und wie man derzeit auf die Bienen Rücksicht nimmt. Sicherlich ist der Film More than honey von Markus Imhoof in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit. Aber auch hier und hier kann sich erst einmal grundlegend informiert werden, um anschließend gemeinsam ins Gespräch zu kommen.
Eine weitere und in unseren Augen auch besonders behutsame Möglichkeit der Annäherung an die Probleme, mit denen unsere Bienen zu kämpfen haben, ermöglichen Kinderromane, die sich diesen annehmen. So wie zum Beispiel unsere nächsten beiden BuchEntdeckungen. Den Anfang macht ein weiterer Teil der wunderbaren Erstlesereihe Leonie Looping, bei dem sich dieses Mal alles um die Bienen dreht.
Leonie Looping – Das Rätsel um die Bienen von Cally Stronk und Constanze von Kitzing, erschienen im Ravensburger Buchverlag.
Schon im ersten Teil waren wir von der sympathischen Gelegenheits-Schmetterlingselfe Leonie und ihren Freunden begeistert. Ganz klar, dass wir nun auch ihr Bienenabenteuer im vierten Band in den EntdeckerKoffer einziehen lassen. Denn auch Leo, Flo und die Schmetterlingselfen besuchen darin einen Imker und seine Bienen. Sie wollen herausfinden, warum den Bienen der Honigvorrat ausgeht und sie sich stattdessen am Honigglas auf dem Frühstückstisch bedienen müssen. Doch auch Herr Fleißig – der Imker, der manchmal wie ein Astronaut aussieht – ist ratlos und kann dem kleinen Nachforschungsteam nicht wirklich weiterhelfen. Aber Schrumpferbsen zum Dank können die Kinder und ihre winzigen Freunde direkt im Bienenstock weiterforschen und dem Geheimnis um die Bienen auf die Spur kommen.
Kein Wunder, dass es keinen Honig gibt,
wenn die Bienen vergessen ihre Arbeit zu machen.
(Cally Stronk: Leonie Looping – Das Rätsel um die Bienen)
Cally Stronk versteht es ganz wunderbar die generelle Gefahr, die für Bienen von Pestiziden ausgeht, anhand eines einzelnen Ackers darzustellen. Denn Acker Nummer 17, auf dem Herrn Fleißigs Bienen immer ihren Nektar sammeln, wird seit einiger Zeit mit Spritzmittel behandelt, was schließlich dazu führt, dass die meisten der Arbeiterinnen krank und komplett neben sich vom Nektarsammeln zurück kommen.
Mit viel Feingefühl, jeder Menge Spannung und herrlich lustigen Einfällen sowie Illustrationen sensibilisiert Leonie Looping – Das Rätsel um die Bienen in vielerlei Hinsicht für eine Auseinandersetzung mit der Welt unserer Bienen. Wir glauben, auf diesem Wege kann unheimlich viel Neugier und ein wirkliches Interesse für Naturthemen bei den kleinen LeseEntdeckern entstehen.
Es ist sehr deutlich zu spüren, dass der Autorin und der Illustratorin viel daran liegt, die Kinder mit ihrer Botschaft auch tatsächlich zu erreichen. Und das ist in unseren Augen immer das beste Zeichen für ein gutes Kinderbuch. Denn dann besteht die Möglichkeit, dass es die kleinen LeseEntdecker bewegt, was in diesem konkreten Beispiel wohl auch von großer Bedeutung wäre.
Eine weitere Kinderbuchreihe, bei der immer wieder verschiedene Naturthemen in den Fokus der Handlung gestellt werden, ist die Reihe um Die Grünen Piraten. Hier gehen fünf Freunde im Namen der Umwelt auf Spurensuche und beweisen dabei stets wahres Detektivgespür und Zusammenhalt. Der fünfte Band der Reihe entführt die jungen Umweltdetektive im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt des Imkerwesens und ist von daher bestens für unsere summende Bücherauswahl geeignet.
Die Grünen Piraten – Diebstahl der Bienenvölker von Andrea Poßberg und Corinna Böckmann, erschienen im Südpol Verlag.
Eigentlich haben die Grünen Piraten gerade alle Hände damit zu tun, ihre Seifenkiste für ein bevorstehendes Rennen fit zu machen, da werden einige von Opa Hermanns Bienenstöcken gestohlen. Glück im Unglück für ihn, denn seine Enkel Jannik und Lennart sind Teil der Grünen Piraten und gehen dem Fall, gemeinsam mit ihren Freunden Pauline, Flora und Ben, natürlich nach. Seifenkistenrennen hin oder her – ein neues Umweltabenteuer kann beginnen.
Den Autorinnen gelingt es dabei wunderbar, immer wieder interessantes Hintergrundwissen über die Bienen zwischen die Zeilen zu streuen und so manchen Fachbegriff aus der Imkerei zu erklären. Wer diesen Band gelesen hat, der weiß beispielsweise, was eine Bienenbeute ist oder welche Aufgaben innerhalb des Bienenvolkes verteilt werden. Und außerdem kommen die kleinen LeseEntdecker quasi gemeinsam mit den Grünen Piraten zu einer Erkenntnis, die die Augen öffnet. Ohne Bienen keine Pflanzenbestäubung und damit kein Obst und kein Gemüse.
Andrea Poßberg und Corinna Böckmann ermöglichen den jungen Lesern mit diesem Umweltkrimi einen Einblick in die Imkerei und zeigen Probleme auf, mit denen die Imker immer mehr zu kämpfen haben. Allen voran lassen sie ihre Protagonisten beispielsweise herausfinden, was es mit dem Vermieten von Bienenstöcken auf sich hat und welch lukratives Geschäft mit den Bienen gemacht werden kann.
Die jungen Leser erleben all das, wie als wären sie ebenso Mitglied dieser besonderen Geheimorganisation. Außerdem haben die echten Charaktere, die witzigen Dialoge unter den Kinder und die einfache Sprache jede Menge Identifikationspotential. Die Illustrationen im Comicstil unterstützen diese starke Kombination ganz hervorragend und sorgen für genau das richtige Maß an Auflockerung innerhalb des Fließtextes – so funktionieren auch etwas anspruchsvollere Themen schon für noch nicht ganz so routinierte Leser. In jedem Fall ein Buch, das Bewusstsein für die Bienen schafft und durch das Klein und Groß schnell ins Gespräch finden können.
Letzteres funktioniert natürlich besonders gut, wenn die Großen genauso in der Thematik stecken, wie die Kleinen. Daher kommt nun auch noch ein Buchtipp für sie, der im Grunde auch bei einer Auswahl an Bienenbüchern nicht fehlen darf.
Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde und übersetzt von Ursel Allenstein, erschienen bei btb in der Verlagsgruppe Randome House.
In Die Geschichte der Bienen erzählt die Norwegerin Maja Lunde von drei Schicksalen, die unmittelbar mit dem Leben der Bienen sowie untereinander verbunden sind. Damit gewährt auch sie ihren Leserinnen und Lesern einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des Imkerwesens – über mehrere Jahrhunderte hinweg und an verschiedenen Orten der Welt. Es ist ein Einblick, der noch lange nachwirkt, denn mit William, George und Tao bekommen die Bienen drei Protagonisten an ihre Seite gestellt, deren Familiengeschichten das viele Bienenwissen, das im Buch steckt, auf eine sehr nachdrückliche Art und Weise näher bringen und imstande sind aufzurütteln und die Augen zu öffnen.
[…] Und dann, endlich, wird sie zur Flugbiene.
Sie verschwindet allein nach draußen, sie ist frei,
lässt sich von ihren Flügeln von Pflanze zu Pflanze tragen,
sammelt den süßen Nektar,
sammelt Pollen und Wasser, Kilometer für Kilometer.
Sie ist allein hier draußen und doch ein Teil der Gemeinschaft.
Allein ist sie nichts, ein so kleines Bruchstück,
dass es keine Bedeutung hat,
gemeinsam mit den anderen jedoch ist sie alles. […]
(Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen)
Drei Erzählstränge, der gemeinsame Fokus auf den Bienen im Laufe der Zeit und immer wieder sehr schöne Sprachbilder – das alles macht diesen Roman wirklich sehr lesenswert. Was uns dabei aber besonders gefallen hat und warum wir ihn auch so passend für eine Auswahl im Sinne der LeseEntdecker finden, ist die Hoffnung, die Maja Lunde, trotz teilweise sehr düsterer Zukunftsszenarien, nicht vergessen hat. Liest man zwischen den Zeilen, dann ist da immer wieder ein Hoffnungsschimmer, der Mut macht. So spielen beispielsweise bei allen drei Familiengeschichten die Zukunftswünsche für die eigenen Kinder eine besonders wichtige Rolle.
Es war, als hätte ich ein Band
zwischen meiner und seiner Kindheit geknüpft,
zwischen uns und der Welt,
der Welt und dem Universum.
(Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen)
Und mit diesem Vertrauen in ein Umdenken und die damit verbundenen Veränderungen für unsere Natur soll unser Exkurs in die Welt der Bienen nun seinen Abschluss finden. Kinderliteratur zum Thema gibt es mittlerweile jede Menge – unsere Auswahl stellt nur einen kleinen Teil davon dar, ist in unseren Augen aber besonders geeignet, um mit den kleinen LeseEntdeckern einen Schritt weiter zu gehen. Einen Schritt, der nicht einem bestimmten Weg folgt, sondern Chancen auftut. Chancen, um ein Bewusstsein zu entwickeln, wie schützenswert das Leben der Bienen doch ist.